Klingendes Holz aus alten Zeiten
 
Anmühtig und wol zu hören

Martin Agricola (1486 – 1556)

Agricola wurde, vermutlich am 6. Januar 1486, in Schwiebus (Neumark, heute Świebodzin in Polen) geboren; sein eigentlicher Name war Martin Sohr oder Sore. Er war Sohn eines begüterten Bauern und genoss eine Schulausbildung. Sein Pseudonym Agricola (lateinisch: Bauer) ist ein Hinweis auf seine bäuerliche Herkunft. Nach der Schule arbeitete er eine Zeitlang auf dem elterlichen Hof, ab 1510 reiste er durch Ostdeutschland (Stationen der Reise sind unbekannt). In dieser Zeit eignete er sich autodidaktisch ein umfangreiches musikalisches Wissen an. 1519 ließ er sich als Musiklehrer in Magdeburg nieder. Nach Einführung der lutherischen Reformation, deren Anhänger er war, wurde er 1524 Kantor an der Magdeburger Lateinschule, 1527 Erster Kantor von Magdeburg. Diese Stellung behielt er wohl bis zu seinem Tod am 10. Juni 1556.

Titelblatt Agricola, Musica Instrumentalis deudsch
Martin Agricola: Musica instrumentalis deudsch, 1529. Titelblatt

Agricola war sehr darum bemüht, der neuen lutherischen Reformationsbewegung eine eigene Kirchenmusik zu geben, und komponierte Kirchenlieder, Hymnen und Motetten; ein großer Teil seiner nicht im Druck erschienenen Kompositionen ist bei der praktisch völligen Zerstörung Magdeburgs im 30-jährigen Krieg verlorengegangen. Daneben verfasste Agricola mehrere wichtige musiktheoretische Werke, darunter die drei deutschsprachigen Lehrwerke Musica Instrumentalis Deudsch (1. Aufl. 1529), Musica Figuralis Deudsch (1532) und Musica Choralis Deudsch (1533), von denen uns hier besonders das erste interessiert. Es handelt sich, wie der Titel schon andeutet, um ein Lehrbuch des instrumentalen Musizierens, vor allem der Instrumenten- und Notationskunde. Agricola greift bei der Instrumentenkunde auf die Systematik in Sebastian Virdungs Musica getutscht und außgezogen (Basel 1511) zurück, verändert sie allerdings ein wenig. Auch ein Teil der Abbildungen von Instrumenten ist aus Virdungs Werk kopiert. Im notationskundlichen Teil wird u.a. beschrieben, wie man eine Lautentabulatur (Notationssystem, in dem nicht – wie in der normalen Notenschrift – die Tonhöhe verzeichnet wird, sondern die Griffe auf der Laute) liest und herstellt; schließlich wird erklärt, wie man Saiteninstrumente stimmt. Damit es angenehmer zu lesen und leichter zu merken sei, hat Agricola das gesamte Buch (abgesehen von den Vorworten) in Reimen abgefasst.

Im Vergleich zu Musica getuscht und außgezogen etwas umfangreicher und teilweise andere Aspekte behandelnd, ist die Musica Instrumentalis Deudsch eine unschätzbare Quelle zur Instrumentenkunde und Aufführungspraxis der Musik der Reformationszeit.

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