Die erste Erwähnung von Vertretern der Geigenfamilie findet sich in Sebastian Virdungs Traktat Musica getutscht, 1511. Hier wird unterschieden zwischen „Groß Geigen“ und „clein Geigen“ – mit letzterer ist zweifelsfrei ein Rebec gemeint, während die Abbildung der „Groß Geigen“ eine eigenartige Mischung bietet: den Korpus eines Streichinstruments mit einer Einschnürung in der Mitte, dazu die Besaitung einer Laute mit 9 Saiten bzw. Chören (Doppelsaiten), das ganze ohne gewölbten Steg, daher zum Streichen absolut unbrauchbar. Man kann als Information mitnehmen, dass es mehr als 4 Saiten gab, und dass die große Geige Bünde hatte. Von der „herkömmlichen“ Form der Geige ist noch nichts zu sehen. Nach Agricola, Musica Instrumentalis Deudsch, 1529, gab es die Geigen in Stimmwerken; sie sahen, groß wie klein, noch so aus wie bei Virdung, allerdings haben die großen Geigen auf den Abbildungen nur 4 Saiten, und wir erfahren, dass sie in Quarten gestimmt wurden; die kleinen hatten 3 Saiten in Quintstimmung.
Die bis heute im Wesentlichen festgelegte Form der Violine ist seit 1540 bekannt. Die ersten Abbildungen zeigen 3-saitige Instrumente.
Eine Hochblüte des Geigenbaus findet man in den Geigenbaumeistern Andrea und Nicola
Amati und Antonio Stradivari in Italien sowie Jakob Stainer und der Familie Klotz nördlich der Alpen. Vom 17. bis zum 18. Jahrhundert wirkten hervorragende Geigenbauer in Wien, Linz, Böhmen und Norddeutschland.
Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich die Violine neben traditionell gebauten Instrumenten hin zur E-Violine ohne Klangkörper mit elektronischer Tonabnahme und fand auch in der Rockmusik und im modernen Jazz Verwendung. Unabhängig von akustischen Gegebenheiten konnte man z.B. durch Hinzufügen einer 5., tieferen Saite den Tonumfang erweitern und eine Kombination aus Violine und Viola erschaffen.
Darüber hinaus hat die Geige einen breiten Wirkungsraum in der Volksmusik: in Österreich u.a. oberösterreichische Landlergeiger, „Bratlgeiger“ in der Heurigenmusik, „Streich“ (Volksmusikgruppen mit Geigen, Gitarre oder Hackbrett, Kontrabass). Auch in der böhmischen, ungarischen und osteuropäischen Volksmusik ist sie von großer Bedeutung.
Der Korpus der Violine besteht aus Zargen (Seitenteile in der typischen Geigenform), Boden, Hals und Decke. Zargen, Boden und Hals werden meist aus langsam gewachsenem Ahorn hergestellt, die Decke aus feinädriger Fichte. Griffbrett, Saitenhalter und Wirbel sind aus hartem Holz, meist Ebenholz, der Steg ist aus Ahorn. Boden und Decke sind gewölbt. In die Decke sind f-förmige Schalllöcher eingeschnitten. Die sichere Verbindung der einzelnen Teile wird durch innen an den Zargen entlanglaufende „Reifchen“ hergestellt. Im Inneren der Violine befindet sich der sog. Bassbalken längs unter der tiefsten Saite sowie der Stimmstock, senkrecht stehend unter dem Fuß des Steges auf der Seite der höchsten Saite; beide haben die Aufgabe, die Schwingungen, die vom Steg auf die Decke übertragen werden, in den übrigen Korpus weiterzuleiten, wo sie zum charakteristischen Geigenton verstärkt werden.
Heute wird die die Geige im Allgemeinen mit Hilfe eines Kinnhalters und manchmal einer Schulterstütze zwischen Kinn und Schlüsselbein gehalten; die linke Hand hält die Violine nicht, sie dient nur zum Greifen der Töne. Die Violine wird mit einem (heute) konkaven Bogen mit der rechten Hand gestrichen.
Für den Unterricht werden auch kleinere Violinen verwendet, gebräuchlich sind ¼ und ½ Geigen für Kinder, kleinste Versionen gibt es bis 1/32 Violine.
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