Im Jahre 1980 bildete Gertraud Umlauft, Lehrerin für Blockflöte und Violine an der Beethoven-Musikschule in Mödling, mit interessierten Schülern einen Musizierkreis für das Spiel von Musik des Mittelalters und der Renaissance. Nach einigen Monaten kam man überein, diesem Musizierkreis einen Namen zu geben: So erblickte im Frühjahr 1981 das Medelike Consort das Licht der Welt und gab sein erstes Konzert am 9. Mai 1981 in der evangelischen Kirche in Mödling.
Bestand das Instrumentarium des Ensembles in der ersten Zeit überwiegend aus „modernen“ Instrumenten wie Violine, Violoncello und modernen Blockflöten, erkannte man doch recht bald, dass die Interpretation der Alten Musik authentischer ist, ja manchmal überhaupt erst Sinn ergibt, wenn man auch Musikinstrumente jener Epochen verwendet – wenn schon keine Originale (Traum eines jeden Spielers Alter Musik, leider nur höchst selten erfüllbar), dann Nachbauten und Rekonstruktionen. Ausgestattet mit Bauplänen und Fachliteratur, handwerklichem Geschick und Unerschrockenheit machte sich Gertraud Umlauft in der väterlichen Werkstatt an die Rekonstruktion verschiedener historischer Zupf-, Streich- und Blasinstrumente wie Arm- und Kniefideln, Psalterium, Schalmeien und anderer. Weitere Instrumente wurden gekauft.
Dem ersten Konzert im Mai 1981 folgten noch 6 weitere Auftritte im gleichen Jahr; im darauffolgenden waren es bereits 14, davon einige in anderen Bezirken Niederösterreichs und in Wien. Während dieser Zeit erlernten und perfektionierten die Ensemblemitglieder fortwährend ihre Kenntnisse der Alten Musik und der Spieltechnik der neuen „alten“ Instrumente.
Das Jahr 1983, in dem das Medelike Consort sich als Verein konstituierte, brachte eine weitere Steigerung mit sich: Zu 13 Auftritten in Niederösterreich und Wien kam die erste Auslandstournee, die das Ensemble im Juli nach Norddeutschland und Dänemark führte. 11 Konzerte innerhalb von 13 Tagen – zweifellos eine künstlerische wie physische Herausforderung.
Mit dieser ersten Auslandsreise zeichnete sich ab, dass das Medelike Consort nicht länger nur eine Gruppe gemeinsam musizierender Musikliebhaber sein wollte, sondern – auch wenn nicht die Absicht bestand, zum Berufsensemble zu werden – man eine ernstzunehmende Konzerttätigkeit und die dafür erforderliche Weiterentwicklung anstrebte. Einige Mitglieder, die aus zeitlichen oder anderen Gründen diesen Weg nicht mitgehen wollten, schieden nach der Tournee aus dem Ensemble aus.
Das Jahr 1984 stand also im Zeichen der Weiterentwicklung des Medelike Consort mit einigen neuen Mitgliedern. Der verstärkten Aufbauarbeit ist geschuldet, dass die Statistik für dieses Jahr „nur“ 7 Auftritte umfasst, darunter aber als Höhepunkt den ersten Rundfunk-Auftritt, die Live-Übertragung einer vom Ensemble im Rahmen der Wiener Festwochen mitgestalteten Messe durch den ORF.
1985 gab es neben 8 Konzerten im Raum Mödling, in Wien, in Oberösterreich und Salzburg eine weitere Auslandsreise, diesmal nach England. Zwar wurde auf dieser Reise nur ein Konzert (auf Einladung der österreichischen Botschaft in der Londoner Christ Church) gegeben, aber der Besuch der „Early Music Fair“ in London, der Hauptgrund der Reise, führte zu zahlreichen Kontakten mit Instrumentenbauern, Fachhändlern, Musikverlegern und nicht zuletzt zu eingehendem Erfahrungsaustausch mit anderen Musikern. Beim Besuch der „Early Music Fair“ wurden insbesondere Renaissance-Blockflöten getestet und ein Satz Instrumente von Sopran bis Bass, Replikate nach Abbildungen in einem Traktat von Sebastian Virdung (1511), erstanden. Diese Blockflöten sind – aus gutem Grund – bis heute der ganze Stolz des Ensembles.
Zum ersten Mal beteiligte sich in diesem Jahr das Medelike Consort an der Ausrichtung eines internationalen Kurses für Alte Musik im Stift Heiligenkreuz; dieser erste Kurs war der Auftakt zu einer Reihe jährlicher Veranstaltungen bis in die Gegenwart – wenn auch aus organisatorischen Gründen seit 2016 nicht mehr in Heiligenkreuz, sondern in Seitenstetten –, stets mit Beteiligung des Medelike Consort.
Als nächstes „Highlight“ sind im Jahr 1987 gleich zwei Fernsehauftritte des Medelike Consort zu verzeichnen, eine Aufzeichnung für das ungarische Fernsehen und ein Live-Auftritt am Heiligen Abend im ORF (Licht ins Dunkel). Aber auch sonst wurde in diesem Jahr einiges geboten: Ein Auftritt beim Wolf-Dietrich-Fest anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele, zusammen mit anderen namhaften Ensembles, und eine zweite England-Reise, bei der u.a. beim Empfang der österreichischen Botschaft zum Nationalfeiertag konzertiert wurde.
Neben reger Konzerttätigkeit überwiegend in der Region Mödling und Wien gab es in den folgenden Jahren immer wieder kleinere oder größere Konzertreisen zu in- und ausländischen Zielen, u.a. eine dritte England-Tournee 1989, eine Tournee durch die damalige Tschechoslowakei 1990 und nach Polen zu einem Festival für Alte Musik 1991. In diesem Jahr machte sich das Medelike außerdem selbst ein Geschenk zum 10. Geburtstag und nahm eine CD auf (Musyck Boexkens des Tielman Susato).
Gab das Medelike Consort schon in den ersten 10 Jahren 143 Konzerte im In- und Ausland, so setzt sich dieser Weg auch bis heute fort. Unzählige Auftritte hatte das Ensemble in Mödling und Wien, aber auch in verschiedenen Bundesländern Österreichs und im Ausland. Daneben trat es mehrmals im Rahmen der Wiener Festwochen und der Salzburger Festspiele auf, wurde zur Mitwirkung bei historischen Stadtfesten in Pöchlarn, Goldegg, Passau und Augsburg eingeladen, ebenso auch zu öffentlichen Anlässen (Eröffnung einer Niederösterreich-Ausstellung in Szombathely, Eröffnung des Zentrums für Bildwissenschaften der Donau-Universität Krems).
Rundfunk und Fernsehen im In- und Ausland brachten Beiträge über das Medelike Consort:
Mitschnitt eines Konzerts in Grafeneck, gesendet in „Licht ins Dunkel“, Bericht über ein Konzert in Köszeg, Live-Übertragung des 250. Konzerts der Veranstaltungsreihe „Konzerte auf der Wartburg“ im Deutschlandfunk (weltweit per Satellit). In einer Sendung der Rundfunkreihe „So singt man in Niederösterreich“ wurde die 1991 produzierte CD präsentiert.
Liebgewordene Gewohnheit wurden die Weihnachts- und Sommerkonzerte in der ältesten Kirche Wiens, der Ruprechtskirche, sowie in Mödling im Thonetschlössl, in der evangelischen Kirche oder in der Spitalskirche.
In den Jahren 2010, 2011 und 2014 musste das Ensemble aus gesundheitlichen Gründen pausieren und nahm im Juli 2015 die Konzerttätigkeit wieder auf.
In all den Jahren erneuerte sich da Ensemble immer wieder: Langgediente schieden aus, Jüngere rückten nach, darunter viele herangereifte Schüler aus der Beethoven-Musikschule Mödling – meist nachdem sie durch Einspringen Ensembleluft geschnuppert hatten. Aber auch „günstige Heiratspolitik“ brachte dem Ensemble durch Hinzukommen eines Musikers, der vom jahrelangen Besuch der Kurse in Heligenkreuz schon gut bekannt war und mit Dulzian und Pommern neue Klänge in die Alte Musik brachte, die er leidenschaftlich gerne aus alten Archiven ausgräbt und in eine für heutige Musiker spielbare Fassung bringt: Ulrich Alpers, der zudem als Kurator für die Blasinstrumente gemeinsam mit seiner Frau Eva Stangler-Alpers (Organisation) sehr wesentlich an der Entstehung der Instrumentenausstellung beteiligt war.
So hat das Medelike Consort auch im 35. Jahr seines Bestehens seinen musikalischen Charakter beibehalten: Es ist ein „junges“ Ensemble geblieben, dem es auch noch heute wichtig ist, mit viel Professionalität und einer gehörigen Portion Fanatismus neben Ausbildung, Beruf und Familie Alte Musik lebendig werden zu lassen und damit sich selbst und den Menschen, die zuhören wollen, viel Freude zu bereiten.
Hallo,
Ich mag das Aussehen Ihrer Virdung Blockflöten sehr. Würdest du mir bitte den Erbauer sagen?
Vielen Dank,
Jameson