Bei Rohrblattinstrumenten wird der Ton erzeugt, indem ein Stück Rohr (ursprünglich Schilfrohr, heute auch andere Materialien) durch das Anblasen in Schwingung versetzt wird. Folgende Techniken werden unterschieden:
- das einfache Rohrblatt, auch Aufschlagzunge genannt, ein Blatt, das auf einer Seite am Instrument fixiert ist, dessen andere Seite frei schwingen kann und im Luftstrom gegen das Mundstück schlägt (Beispiele: Klarinette, Saxophon, manche Dudelsäcke)
- das Doppelrohrblatt, bei dem am oberen Ende zwei Teile im Luftstrom gegeneinanderschlagen (Beispiele moderner Instrumente: Oboe, Fagott; Beispiele alter Instrumente: Schalmei, Pommer, Dulzian)
Bei den Instrumenten mit Doppelrohrblatt werden wiederum zwei Gruppen unterschieden: solche mit „offenem“ Rohrblatt und solche mit Windkapsel.
Instrumente mit offenem Rohrblatt
Bei diesen Instrumenten hat der Spieler das Rohrblatt direkt im Mund. Dadurch kann er dessen Verhalten durch Variation von Blasdruck, Lippenspannung und Position des Rohrblattes im Mund kontrollieren sowie Klang und Tonhöhe beeinflussen. So ist er, was Dynamik und Klangfarbe betrifft, flexibel. Nachteilig ist, dass das Spielen auf offenen Rohrblättern nicht unbeträchtliches Können und Kondition erfordert, und dass das Rohrblatt ungeschützt ist – ein ungeschicktes Ablegen (von Fallenlassen ganz zu schweigen) kann das sehr empfindliche und schwierig herzustellende Bauteil irreparabel zerstören.
Beispiele für Instrumente mit offenem Rohrblatt sind Pommer, Schalmei und Oboe (aus den vorgenannten Instrumenten hervorgegangen), Bassanello, Rankett sowie Dulzian und Fagott (aus jenem entstanden).
Instrumente mit Windkapsel
Bei diesen Instrumenten befindet sich das Doppelrohrblatt innerhalb einer Abdeckung, in die der Spieler hineinbläst. Die Vor- und Nachteile einer solchen Konstruktion sind genau entgegengesetzt denen von offenen Rohrblättern: Das Rohrblatt ist vor Beschädigungen recht gut geschützt (abgesehen von der spezifischen Gefahr einer Beschädigung beim Aufsetzen oder Abnehmen der Windkapsel), dafür kann der Spieler außer dem Blasdruck keinerlei Parameter verändern. Da ein erhöhter Blasdruck aber auch zu einem höheren Ton führt (und ein geringerer Druck zu einem tieferen), wenn man nicht z.B. durch veränderte Lippenspannung gegensteuern kann, bedeutet dies, dass Lautstärke und Klangfarbe kaum zu variieren sind. Dies wurde ab Ende des 16. Jahrhunderts zunehmend als entscheidender Mangel empfunden, so dass die Windkapsel aus der Mode geriet und bei modernen Instrumenten überhaupt nicht mehr vorkommt (Ausnahme: Dudelsäcke).
Beispiele für Instrumente mit Windkapsel sind Krummhorn, Cornamuse und Kortholt.
Außen kurz, innen lang – die Kort-Instrumente
Namensgeber und vermutlich auch Ahne der Kort-Instrumente ist das Kortholt (niederdeutsch „kort holt“ = kurzes Holz). Charakteristisch für diese Instrumente mit Doppelrohrblatt ist, dass ihre Bohrung nicht einfach von oben bis unten durchgeht, sondern am unteren Ende kehrtmacht und wieder nach oben führt, so dass sich der „Auslass“ meist im oberen Teil des Instruments befindet. Da das Instrument mit zunehmender Länge der Bohrung tiefer wird, erhält man auf diese Weise ein recht tiefes Instrument in vergleichsweise kompakter Bauform.
Beispiele für Kort-Instrumente sind Kortholt, Dulzian und Rankett.