Klingendes Holz aus alten Zeiten
 
Anmühtig und wol zu hören

Traversflöten (Querflöten)

Querflöte – ist die nicht normalerweise aus Metall?

Musiker mit Traversflöten, Miniatur aus den Cantigas de Santa Maria, 13. Jahrhundert.
Musiker mit Traversflöten, Miniatur aus den Cantigas de
Santa Maria, 13. Jahrhundert.

Die heutige Querflöte wurde 1832 von Theobald Böhm konstruiert („Böhm-Flöte“). Bis dahin bestanden Querflöten aus Holz (oder in anderen Kulturkreisen aus Bambus, Schilfrohr o.ä.). Weil die Neukonstruktion aber am „Funktionsprinzip“ des Instruments nichts geändert hat, wurde die Einordnung bei den Holzblasinstrumenten beibehalten, auch wenn sich kein Spänlein Holz daran findet.

Die Querflöte (oder Traversflöte, wie das hölzerne Instrument oft in Abgrenzung zur Böhm-Flöte genannt wird), gehört zu den Blaslochflöten: Meist nahe an einem Ende des Instruments befindet sich das Mundloch, dessen (vom Spieler aus) hintere Kante als scharfe Anblaskante ausgeführt ist. Der Spieler formt und lenkt (ohne Hilfe eines Kernspalts) den Luftstrom so, dass dieser die Anblaskante optimal trifft und den Ton erzeugt. Das macht das Spielen schwieriger, erlaubt aber etwa gegenüber der Blockflöte eine größere Flexibilität bei Tongestaltung und Dynamik.

Traversflöte bei Herrad von Landsberg
Darstellung einer Traversflöte in „Hortus deliciarium“, Herrad von Landsberg, vor 1195.

Die ältesten Belege der Verwendung von Querflöten stammen aus dem 9. Jahrhundert v.Chr. aus China. Die älteste bekannte Darstellung in Mitteleuropa stammt aus der Enzyklopädie „Hortus deliciarum“ der Herrad von Landsberg (gest. 1195). In der Renaissance entstand, wie bei vielen anderen Instrumenten, eine „Familie“ aus verschiedenen Stimmlagen, auch wenn diese sich auch aus technischen Gründen auf (im Vergleich zu den Blockflöten) weniger und kleinere Mitglieder beschränkte – eine Querflöte in Basslage verlangt dem Spieler sehr kräftige Armmuskulatur ab, noch größere Instrumente waren kaum handhabbar. Praetorius beschreibt in seiner Organographia (1619) ein „gantz Stimmwerck“ aus 3 Querflöten in Diskant-, Alt- und Tenorlage. Daraus, dass die Querflöte in der Renaissance im Französischen „flûte allemande“ genannt wurde, im Englischen „german flute“, im Italienischen „flauto d’Alamagna“, lässt sich vermutlich schließen, dass dieses Instrument in Deutschland recht beliebt gewesen sein muss.

Traversflöten im Syntagma musicum (M. Praetorius, 1619).
Traversflöten im Syntagma musicum (M. Praetorius, 1619).

Die Bohrung war ursprünglich zylindrisch oder leicht umgekehrt konisch (d.h. der Durchmesser nahm zum Ende hin leicht ab). Die Weiterentwicklung im 17. Jahrhundert brachte neben einer stärker konischen Bohrung zunächst die Verwendung einer Klappe am untersten Griffloch. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es mehrere unterschiedliche Klappensysteme, aber noch immer bestand das Instrument aus Holz und war umgekehrt konisch gebohrt.

Da sich Schwierigkeiten mit der Intonation, der Ansprache und der Kompliziertheit mancher Griffe trotz all dieser Verfeinerungen nicht lösen ließen, konstruierte Theobald Böhm das Instrument von Grund auf neu: Er baute es aus Silber, die „Bohrung“ war zylindrisch, und es gab keine Grifflöcher mehr, sondern nur noch Klappen; so brauchte man bei der Positionierung und Größe der Löcher keine Rücksicht auf die Größe und Länge der Finger des Spielers zu nehmen.

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