Seitenstetten 2021

Zefiro torna

Francesco Petrarca Sonett 310; Übersetzung: Ernst Jürgen Dreyer

Zefiro torna, e’l bel tempo rimena,
e i fiori e l’erbe, sua dolce famiglia,
e garrir Progne, e pianger Filomena,
e primavera candida e vermiglia.
Ridono i prati, e’l ciel si rasserena;
Giove s’allegra di mirar sua figlia;
l’aria, e l’acqua, e la terra è d’amor piena;
ogni animal d’amar si riconsiglia.
Ma per me, lasso!, tornano i più gravi
sospiri, che del cor profondo tragge
quella ch’al ciel se ne portò le chiavi;
e cantar augelletti, e fiorir piagge,
e’n belle donne oneste atti soavi
sono un deserto, e fere aspre e selvagge.
Zephirus bringt den schönen Frühling wieder,
bringt Blumen, Gras, sein liebliches Geleite,
brinkt Proknes Zwitschern, Philomeles Lieder
und Maienröte, blütenüberschneite;
auf heitre Auen lacht der Himmel nieder;
Jupiter strahlt an seiner Tochter Seite;
Luft, Wasser, Erd sind voll von Liebe; wieder
entschließt sich jegliches Geschöpf zur Freite.
Doch mir, weh, werden Seufzer wiederkommen,
die jene zieht aus meines Herzens Lade,
die seine Schlüssel mit zu Gott genommen.
Und Vogelsang und blühende Gestade,
die schönen Frauen mit dem sanften frommen
Gemüt sind Raubgetier und Wüstenpfade.