Seitenstetten 2021

Philippe de Monte

Philippe de Monte (auch di Monte, vermutlich einfach eine Latinisierung oder Italisierung des flämischen Namens van den Berg o.dgl.) wurde 1521 in Mechelen im heutigen Belgien (zwischen Brüssel und Antwerpen) geboren. Über seine Familie ist nichts Genaues bekannt, anscheinend hatte er zwei Geschwister. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt Philippe wohl an der Kathedrale seiner Heimatstadt.

Um 1540 war er in Neapel mehrere Jahre als Musiklehrer tätig, unterbrach aber wohl gelegentlich diese Tätigkeit, um auf Reisen zu gehen. Zwischen 1548 und 1556 gibt es Nachweise eines Philippe de Monte als  „Untervikar“ (petit vicaire) an der Kathedrale von Cambrai in Nordfrankreich, aber es ist nicht gesichert, dass das unser Mann war.

1554 erschien de Montes erstes Madrigalbuch in Rom. Im gleichen Jahr gehörte er zur Kapelle von König Philipp II. von Spanien auf dessen Reise nach England, wo dieser die Tochter von König Heinrich VIII, Mary Tudor (nebenbei bemerkt, seine Tante zweiten Grades) heiratete. Was de Monte betrifft, so ist an dieser Reise nur bemerkenswert, dass er William Byrd kennenlernte und ihm wohl in Freundschaft verbunden blieb; Jahre später widmete er ihm seine achtstimmige Motette „Super flumina Babylonis“. Er verließ die Hofkapelle Philipps II. schon im folgenden Jahr, 1555, wieder, angeblich weil es ihm zu schaffen machte, dass sie außer ihm nur aus Spaniern bestand.

de Monte genoß einen sehr guten Ruf in ganz Italien von Venedig bis Neapel und kam daher, als 1562 in Venedig der große Adrian Willaert, Kapellmeister an San Marco, starb, in die engere Auswahl als Nachfolger. Letztlich wurde er es nicht, vielmehr erhielt Cypriano de Rore die Stelle.

1567 starb, nur 37-jährig, der Hofkapellmeister von Kaiser Maximilian II., Jacobus Vaet, in Wien. Nachdem Verhandlungen um seine Nachfolge mit Giovanni Pierluigi da Palestrina u.a. an dessen Gehaltsvorstellungen gescheitert waren, bekam de Monte 1568 die Stelle.

Fortan ging es ihm gut. Der Kaiser brachte ihm eine große Wertschätzung entgegen, in Wien mangelte es nicht an vorzüglichen Musikern, und seine Dienstverpflichtungen erlaubten ihm eine rege Kompositionstätigkeit. Ein Höhepunkt waren die Hochzeitsfeierlichkeiten von Maximilians Bruder Erzherzog Karl II mit Maria Anna von Bayern im Jahr 1571, bei denen die Hofkapellen des Herzogs von Bayern (unter Orlando di Lasso), von Karl II (unter Annibale Padovano) und Maximilian II (unter de Monte) zusammentrafen.

1572 wurde de Monte von Kaiser Maximilian zum Schatzmeister der Kathedrale von Cambrai ernannt, was mit einer Pfründe verbunden war. Leider war das Domkapitel von Cambrai dagegen, und der folgende Rechtsstreit zog sich bis 1578 hin.

1576 starb Maximilian, und sein Sohn Rudolf II folgte ihm als Kaiser nach. Zu diesem hatte de Monte ein eher gespanntes Verhältnis; ob Rudolf weniger musikbegeistert als sein Vater war oder einfach andere Prioritäten setzte oder ob es etwas Persönliches war, ist nicht bekannt. Jedenfalls ersuchte de Monte den Kaiser um seine Entlassung, um sich nach Cambrai zurückziehen zu können. In einem Brief an Orlando di Lasso beklagt er sich, der Kaiser habe mit Spott reagiert und das Gesuch abgelehnt.

1580 verlegte Kaiser Rudolf den Hof von Wien nach Prag; natürlich übersiedelte auch der immer noch im Dienst befindliche de Monte. In den folgenden Jahren zog er sich wohl allmählich vom alltäglichen Geschäft der Kapelle zurück, pflegte internationale Kontakte musikalischer und anderer Art (er soll als Berichterstatter über politische und sonstige Vorgänge am Kaiserhof für norditalienische Höfe tätig gewesen sein), litt im Alter an der Gicht und starb am 4.7.1603 in Prag.

Zu Lebzeiten genoß Philippe de Monte europaweit hohes Ansehen; seine Werke, um deren Publikation er sich zumindest in der früheren Zeit selbst nicht sonderlich bemüht haben soll, waren allgegenwärtig. Sein Metier war vor allem die „ernste“ Musik; neben Messen und Motetten vor allem weltliche und auch geistliche Madrigale, bei denen er es – auch dank seiner akzentfreien Beherrschung der italienischen Sprache – zu großer Meisterschaft und einem erheblichen Ausstoß von weit über 1000 gebracht hat. In späteren Jahren geriet er ein wenig in Vergessenheit, wohl auch, weil sein Auftreten nicht, wie man es z.B. Josquin nachsagt, das eines „Rockstars“ war und es keine Skandale o.dgl. zu kolportieren gab. Auch die Ernsthaftigkeit und formale Strenge seiner Werke spielte möglicherweise eine Rolle – alles hohe Qualität, aber kaum ein revolutionäres oder irgendwie hervorstechendes „Highlight“. Möge auch diese Musikwoche dazu beitragen, Philippe de Monte wieder etwas mehr ans Licht zu bringen.