Alte Musik im Stift Seitenstetten

2023

Musiker an österreichischen Residenzen

8. Woche Alter Musik im Stift Seitenstetten

Carl Luython, schon mal gehört? Wem sagt der Name Alard du Gaucquier was? Oder vielleicht Lambert de Sayve? Oder Georg Prenner (nein, nicht der ORF-Moderator)? Nein? Aber doch sicherlich Alexander Utendal? Auch nicht? Wie steht’s mit Christian Hollander? Noch vor einem Jahr hätte ich jede dieser Fragen mit Nein beantworten müssen.

Als ich unser Besuchsprogramm an den verschiedenen Fürstenhöfen in Österreich (ich bin so frei, Prag mit dazuzurechnen) vorbereitete, hatte ich das Vergnügen, die Bekanntschaft dieser Herrschaften – und die weiterer bekannterer und unbekannterer Kollegen – machen können zu dürfen. Sie werden uns, wenn wir diese Woche auf Tour nach Wien, Graz, Prag, Innsbruck und Salzburg begeben, über den Weg laufen, und ich hoffe, ihr werdet ebensolches Vergnügen haben, sie kennenzulernen (sofern ihr sie nicht schon kannte), wie ich.

Musiker an den Residenzen – es geht hier hauptsächlich um solche, die als Sänger oder Instru­men­ta­li­sten, Praeceptoren oder Kapellmeister in Diensten der residierenden Kaiser, Erzherzöge etc. standen; ge­legentlich begegnet uns aber auch der eine oder andere, der mit seiner Kapelle im Gefolge seines Fürsten von auswärts zu Besuch weilte (z.B. Pierre de la Rue) oder allein auf der Durchreise vorbeikam (etwa Jacob Obrecht). Einige verbrachten ihr gesamtes Berufsleben im Dienst eines Herrschers oder einer Herrscherfamilie (welche wird das wohl sein in Öster­reich?), andere suchten in aller Ruhe oder über­stürzt das Weite.

Die hier versammelten Kompositionen stammen alle von Musikern, die irgendwann mal an ei­nem Hof geweilt haben – es ist keineswegs gesagt, dass diese Kompositionen dort entstanden sind; ob Pierre de la Rue während seines Aufenthalts in Innsbruck Zeit zum Komponieren hat­te, ist zu bezweifeln, auch von Johann Kugelmann sind erst aus Zeiten nach seinem Engage­ment in Innsbruck Kompositionen bekannt. Aber so kleinlich wollte ich nicht sein, die Recher­che wäre auch überaus mühsam gewesen.