Alte Musik im Stift Seitenstetten

Komponisten

Blasius Amon

Blasius Amon (ein gelegentlich genannter weiterer Vorname Anton entstammt wohl der Phantasie eines späteren Biographen) wurde um 1558 in Hall in Tirol geboren. Um 1568 kam er als Sängerknabe an die Hofkapelle von Erzherzog Ferdinand II. in Innsbruck. Er erhielt unter den Kapellmeistern Wilhelm Bruneau (tätig von 1564 bis 1584) und Alexander Utendal (tätig von 1564 bis 1581) eine gründliche musikalische Ausbildung, die er auf Studienreisen vervollkommnete. Vor allem sein Aufent­halt in Venedig von 1574 bis 1577 hat dabei in seinem Schaffen Spuren hinterlassen. Er brachte nicht nur die dort üblichen Modulationen, sondern auch die venezianische Doppelchörigkeit in seine Heimat mit.  Im Jahre 1582 gab er in Wien sein erstes musikalisches Werk Liber sacratissimarum cantionum selec­tissi­mus heraus. 1590 erschienen in München die Sacrae Cantiones.

Blasius Amon war für verschiedene Stifte (Zwettl, Lilienfeld, Heiligenkreuz und Neustift bei Brixen) tätig. Er schuf vorwiegend Motetten und Messen. Im Frühjahr 1587 trat er in Wien in den Franzis­ka­ner­orden ein und erhielt vor seinem frühen Tod noch die Priesterweihe. Anfang 1590 ist er in Wien ge­storben.

Antonio Bertali

Hier kommt unser Jüngster: Antonio Bertali wurde im März 1605 in Verona geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in Verona vom Domkapellmeister Stefano Bernardi und von einem Violinisten namens Francesco Lauro. Bereits ab 1620 spielte er häufig in der Accademia Filarmonica von Verona, wo er Anfang 1624 eine feste Anstellung erhielt. Ab April 1625 wechselte er in den kaiser­lichen Dienst als Violinist an die Wiener Hofmusikkapelle. Im Januar 1631 heiratete er in der Hofburgkapelle die Musikerin und Kammer­dienerin Maria Toppa (um 1617–1666). 1643 erfolgte die Er­nennung zum Vizekapellmeister, im Oktober 1649 zum Hof­kapellmeister. In die­ser Funktion hatte er zahlreiche dramatische Wer­ke wie Opern und Oratorien zu komponieren. Für seine Dienste wurde ihm 1651 eine Belohnung von 3000 Gulden bewilligt. Am 2. März 1654 erhob der Kaiser ihn in den rittermäßigen Adelsstand. Er starb am 17. April 1669 in Wien und wurde in der Wiener Mino­ri­ten­kirche beigesetzt.

Bertali komponierte Opern, Oratorien und Instrumentalmusik. Mit seinen Opern trug er maßgeblich zur Festigung der italienischen Operntradition in Wien bei. Etwa die Hälfte seines umfangreichen Wer­kes gilt als verschollen, in den Beständen der Wiener Hofbibliothek und in der Bibliothek des Stifts Krems­münster sind noch zahlreiche Autographen und Kopien aus der Hand von Bertalis Zeitgenossen Pavel Josef Vejvanovský erhalten.

1653 wurde seine erste und gleichzeitig aufsehenerregendste Oper, L’Inganno d’amore, beim Reichstag in Regensburg in einem speziell zu diesem Zweck errichteten Theatergebäude vor zahlreichen deutschen Fürsten und Gesandten aufgeführt.

Arnold von Bruck

Arnold von Bruck wurde um 1500 in Brügge (daher sein Name) geboren. Um 1506 wurde er als Kapell­knabe an der Hofkapelle des Herzogs von Bur­gund, Philipp des Schönen (Vater von Karl V. und Fer­di­nand I.) aufgenommen. Als dieser im selben Jahr starb, erbte sein Sohn Karl Herzogtum und Ka­pel­le. Mit beidem konnte er sicherlich als Sechsjähriger noch nicht so viel an­fan­gen; aber auf jeden Fall be­fan­den sich in dieser Zeit zwei etwa gleich­altrige Jungs namens Karl und Arnold am Hof der Regentin Margarethe von Österreich in Mecheln, und die Vorstellung, daß die beiden gemeinsam Fußball ge­spielt und Streiche ausgeheckt haben könnten, ist einfach zu schön.

Vermutlich blieb Arnold von Bruck etwa bis 1519 am Hof und dürfte u.a. bei Pierre de la Rue, der der Hof­kapelle ebenfalls angehörte, Unterricht gehabt haben.

Im Jahr 1527 soll er in Frankreich die Priesterweihe empfangen haben; im selben Jahr wurde er Kapell­mei­ster am Hof des Erzherzogs Ferdinand, des späteren Kaisers Ferdinand I., in Wien als Nachfolger von Heinrich Finck. In dieser Stellung verblieb er, bis er 1545 in den Ruhestand ging. Danach hielt er sich noch einige Zeit in Wien auf, war Kaplan an einem der Altäre des Stephansdoms und komponierte gelegentlich auch noch. Ab 1548 lebte er in Linz, wo er wohlsituiert am 6. Februar 1554 verstorben ist.

Michael des Buissons

Über Michael des Buissons ist erstaunlich wenig bekannt. Das beginnt schon damit, dass sein Ge­burts­ort wahlweise in Budweis oder in Lille verortet wird, was ja doch ein Stückchen Weges aus­ein­an­der­liegt. Gestorben ist er in Innsbruck wohl um 1570, jedenfalls liegen keine Dokumente nach 1569 vor.

Von 1559 bis 1564 war er in Wien an der kaiserlichen Hofkapelle Ferdinands I. tätig, von 1564 bis 1569 dann in Prag bzw. ab 1566 in Innsbruck an der Kapelle Erzherzog Ferdinands II.

Musikalisch ist seine Unterrepräsentiertheit im Weltwissen nicht gerechtfertigt. In der Sammlung Novus Thesaurus Musicus von 1568 ist er einer der beiden meistvertretenen Komponisten; auch zahlreiches Vorkommen in anderen Sammelwerken spricht für durchaus gegebene Popularität.

Michael Deiss

Über Michael Deiss ist sehr wenig bekannt. Er wurde vermutlich um 1552 geboren, war Sängerknabe in der Hofkapelle von Kaiser Ferdinand I. in Wien und übersiedelte nach dessen Tod 1564 mit einem Teil der Kapelle nach Graz an den Hof von Ferdinands Sohn, Erzherzog Karl II. Es kann davon ausgegangen werden, dass er musikalisch hoch begabt war und dass sein Talent in der Kapelle des kunst- und musik­lieben­den Erzherzogs, umgeben von renommierten (großenteils niederländischen) Musikern zu best­mög­licher Entfaltung kam. Bemerkenswert ist, dass Deiss in der fundamentalen fünfbändigen Motet­ten­sammlung der österreichischen Hofkomponisten, Novus Thesaurus Musicus von 1568, mit 14 Motetten der am dritthäufigsten vertretene Komponist ist, wobei er im Erscheinungsjahr der Sammlung gerade mal um die 16 Jahre alt war, zur Zeit der Komposition vermutlich noch jünger.

Außer den 14 Motetten im Novus Thesaurus Musicus ist kein weiteres Werk von Michael Deiss überliefert; da er auch in keinerlei zeitgenössischen Aufzeichnungen mehr erwähnt wird, weder am erzherzoglichen Hof noch sonstwo, ist zu befürchten, dass er jung verstorben ist.

Alard du Gaucquier

Alard du Gaucquier wurde um 1534 in Lille geboren. Über seine Kindheit, Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Etwa 1558 trat er als Tenorsänger in den Dienst von Kaiser Maximilian II. in Wien. Nach dem Tod von Jacobus Vaet 1567 wurde er probehalber Kapellmeister (bzw., wie es das Österreichische Musiklexikon ausdrückt, Kapellmeisteramtsverwalter); jedoch war sein Chef, Kaiser Maximilian II. nicht rundum zufrieden mit ihm und tat sich nach einem Ersatz um, welcher in Gestalt von Philippe de Monte auch bald gefunden war. Andererseits war Gaucquier wohl auch nicht ganz so schlecht, denn er erhielt den Posten des Vizekapellmeisters, wurde geadelt und war Musiklehrer von Maximilians Söhnen Matthias und Maximilian.

Nach dem Tod von Kaiser Maximilian II. 1576 wurde Gaucquier von dessen Sohn und Nachfolger Rudolf II. übernommen; doch zwei Jahre später ersuchte er nach zwanzigjährigen treuen Diensten um Entlassung. Er erhielt eine lebenslange Pension von 100 Gulden jährlich und begab sich in die Niederlande an den Brüsseler Hof seines ehemaligen Schülers Matthias, der hier gerade ein recht glückloses Amt als Statthalter angetreten hatte.

1581 bekam Gaucquier ein Stellenangebot von Erzherzog Ferdinand II. in Innsbruck. Er verließ Brüssel, kam aber nie in Innsbruck an. Von seinem Ableben auf dieser Reise ist auszugehen. Es gibt keine weiteren Dokumente bis zur Gewährung einer Zahlung an seine Witwe im Jahr 1583.

Sein überliefertes Werk beläuft sich auf 4 Messen, 8 Magnificats und eine Motette.

Paul Hofhaimer

Paul Hofhaimer wurde am 25.1.1459 in Radstadt im Pongau, Salzburger Land, geboren. Seine Familie, der mehrere Organisten in der Region entstammten, dürfte für seine musikalische Grundausbildung ge­sorgt haben. Es wird berichtet, das Orgelspiel habe er am Hof von Kaiser Friedrich III. gelernt; ver­mut­lich ist er als Kapellknabe dorthin gekommen. Wo der Kaiserhof damals residierte, habe ich nicht heraus­finden können – möglicherweise in Friedrichs langjähriger Lieblings-Residenz Wiener Neustadt, allerdings wandte sich der Kaiser in jener Zeit gerade mehr der Reichspolitik zu und hatte die durchaus nachvollziehbare Idee, der östliche Rand des Reiches sei dafür nicht der beste Aufenthaltsort.

1480 bekam Hofhaimer eine vorläufige Anstellung als Kammerorganist am Hof von Erzherzog Siegmund dem Münzreichen, einem Vetter des Kaisers; diese vorläufige Anstellung wurde noch im selben Jahr in eine auf Lebenszeit umgewandelt. 1485 erhob Kaiser Friedrich ihn in den Adelsstand und verlieh ihm ein Wappen.

1490 musste Siegmund die Herrschaft an König (später Kaiser) Maximilian abgeben. Dieser bestätigte die lebenslange Anstellung Hofhaimers; er war überhaupt zeit seines Lebens ein Gönner Hofhaimers. Des­sen Amt als obrigster Organist Maximilians brachte zwar materielle Sicherheit und hohes Ansehen, aber auch das Erfordernis ständiger Begleitung seines Chefs zu Reichstagen und zahlreichen sonstigen Terminen, was Hofhaimer gar nicht schätzte. 1502 zog er mit Erlaubnis Maximilians nach Passau – mög­licherweise war er dann einige Zeit etwas weniger auf Achse. Auf jeden Fall war Hofhaimer 1503 beim legendären Treffen der Hofkapellen Maximilians und seines Sohnes, Philipp des Schönen, in Augsburg und Innsbruck dabei. Ab 1506 verspürte Maximilian das Bedürfnis, seinen Organisten wieder näher bei sich zu haben, und dieser übersiedelte daraufhin nach Augsburg, der Lieblingsresidenz des Königs. Neben seinen Verpflichtungen am Hof arbeitete er in dieser Zeit an Orgelbauprojekten – als Orgel­gutachter war er bereits seit Jahrzehnten immer wieder tätig.

Im Juli 1515 wurde im Wiener Stephansdom die Wiener Doppelhochzeit gefeiert, bei der Maria, die neunjährige En­ke­lin Maximilians (mittlerweise Kaiser) mit dem gleich­altrigen Ludwig, Sohn des Königs von Böhmen, Kro­atien und Ungarn verheiratet wurde sowie Ludwigs 12-jährige Schwester Anna mit Maximilians ebenfalls 12-jährigem Sohn Ferdinand (dem späteren Kaiser), der lei­der beim Fest nicht dabeisein konnte, weshalb Maxi­mi­lian stellvertretend die Braut ehelichte. Was tut man nicht alles für das Wohl des Reiches… Bei dieser Hoch­zeit jedenfalls spielte Hofhaimer die Orgel. Dafür erhielt er von Maximilian  den Ritterschlag und durfte sich fort­an Paulus Ritter von Hofhaimer nennen.

Nach Maximilians Tod 1519 wurde die Hofkapelle auf­ge­löst. Von Hofhaimer ist in dieser Zeit nur bekannt, dass er zum dritten Mal heiratete und wieder nach Passau zog. 1522 trat er als Domorganist in den Dienst des einflussreichen Erzbischofs Kardinal Matthäus Lang in Salzburg. Endlich hatte das Leben auf Reisen ein Ende, das ihm so sehr verhasst war (in einem Brief schrieb er: „Ich dannck got, das ich nymmer wye ayn zigeyner umraysen bedorff.“). Er heiratete seine vierte Frau und bekam noch drei Töchter. 1537 ist er in Salzburg verstorben.

Christian Janszone Hollander

Christian Janszone Hollander wurde um 1512 geboren, möglicherweise in Dordrecht, Holland. Erst­mals trat er dokumentiert in Erscheinung im Jahr 1549, als ein Christiaen Janszone, gheseyed de Hollandere zum Singmeister der Kirche St. Walburga in Oudenaarde in Flandern ernannt wurde. 1557 war die Ge­mein­de in finanziellen Schwierigkeiten und konnte seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, so tat er sich nach einer neuen Wirkungsstätte um. Diese fand er in Innsbruck in der Hofkapelle von Kaiser Fer­di­nand I. Wann genau er dort angestellt wurde, ist unsicher – möglicherweise schon 1557; im folgenden Jahr taucht in den kaiserlichen Rechnungsbüchern ein preceptor der musica aus dem Niderlandt auf, noch ein Jahr später wird er endlich namentlich in den Akten genannt. Sein Rang bzw. sein Amt in der Kapelle ist gleichfalls unklar: Der namentliche Akteneintrag verzeichnet ihn nur als Capellsinger, die nicht na­ment­liche Erwähnung aus dem Vorjahr bezeichnet ihn als Preceptor, also Lehrer. in nach seinem Tod erschienenen Werken nennt der Herausgeber und gute Freund ihn Weiland der aller Durchleuchtigsten Groß­mecht. Fürsten und Herren etc. Ferdinand des ersten erwölten Röm. Kaisers, etc. Componisten, in einem Manuskript der Wiener Hofbibliothek wurde er bezeichnet als Kaiser Ferdinand I. Magister Musices.

Hollander blieb in Innsbruck bis zum Tod Ferdinands I. im Jahr 1564. Nach einer Reise in die Nie­der­lan­de fand er im folgenden Jahr Anstellung bei Erzherzog Ferdinand, dem Sohn seines vormaligen Dienst­herren, in Prag. 1569 ist er nach schwerer Krankheit verstorben.

Heinrich Isaac

Heinrich Isaac (andere Namensformen: Ysaac, Ysac, Ysach; in Italien auch Arrigo il Tedesco [Heinrich der Deutsche] oder Arrigo d’Ugo [Heinrich, der Sohn von Hugo]) wurde um das Jahr 1450 in Flandern geboren. Abgesehen von der Tatsache, daß sein Vater Hugo hieß und im Februar 1489 starb, liegt seine Herkunft im Dunkeln. Auch über seine musikalische Ausbildung ist nichts bekannt. Jeden­falls scheint er um 1484 bereits so berühmt gewesen zu sein, daß er das Interesse von Lorenzo de‘ Medici, ge­nannt Il Magnifico (der Prächtige) in Florenz weckte, der ihn als Sänger für den Dom anwarb.

Das erste sichere Dokument ist ein Zahlungsbeleg vom 15.9.1484, eine Zahlung an Hainrichen ysaac Com­ponisten am Hof von Siegmund dem Münzreichen, Herzog von Tirol, in Innsbruck; vermutlich hielt sich Isaac auf der Durchreise nach Italien einige Zeit dort auf und betätigte sich kompositorisch.

Zu Lorenzo de‘ Medici hatte Isaac ein enges und vertrauensvolles Verhältnis. Er unterrichtete die Söh­ne Lorenzos, darunter Giovanni, den späteren Papst Leo X., in Musik und schrieb Musik zu einigen von Lo­ren­zos Gedichten. Leider kamen die glücklichen Zeiten jäh zum Ende – im April 1492 starb Lo­ren­zo unerwartet, nur 43-jährig. Nach einem kurzen Intermezzo im Dienst von Lorenzos Sohn Piero de‘ Medici wandte sich Isaac etwa 1495 nach Pisa.

Dort hielt sich im Herbst 1496 nach einem recht dilettantischen und folgerichtig gescheiterten Versuch, die Franzosen aus Italien zu vertreiben, der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. auf. Flämische Musiker genossen an Fürstenhöfen einen hervorragenden Ruf, und der musikbegeisterte Maxi­milian dürfte hocherfreut gewesen sein, einem solchen Musiker ohne Anstellung zu begegnen, und nahm Isaac als Hofkomponisten in seinen Dienst. Umgehend begab dieser sich nach Wien. Im April 1497 unterschrieb er in Innsbruck sein Dienstgelöbnis als Componist und diener.  In den folgenden Jahren war Isaac im Gefolge Maximilians viel unterwegs in Österreich und Süddeutschland.

Ab 1502 lebte er wieder hauptsächlich in Florenz – es hatte schon Vorteile, nicht Hofkapellmeister zu sein (als solcher hätte er bei König und Kapelle sein müssen), sondern Hofkomponist (komponieren kann man überall). Im gleichen Jahr bewarb er sich allerdings um die Leitung der Hofkapelle des Her­zogs Ercole I. d’Este in Ferrara. In der engeren Wahl war außer ihm auch Josquin Desprez. Einer der mit der Auswahl befaßten Agenten, Gian de Artiganova, schrieb im September 1502 an den Herzog:

„Ich muss Euer Gnaden mitteilen, dass Isaac der Sänger in Ferrara gewesen ist und eine Motette über eine ‚La mi la sol la sol la mi‘ betitelte Fantasie geschrieben hat; diese ist sehr gut, und er schrieb sie in zwei Tagen. Daraus kann man nur schließen, dass er sehr schnell in der Kunst der Komposition ist; im übrigen ist er gut artig und umgänglich. … er hat sich die Zeit von einem Monat für die Antwort ausbedungen, ob er dienen will oder nicht. … Mir scheint er gut geeignet, Euer Gnaden zu dienen, besser als Josquin, weil er zu seinen Musikern von liebenswürdigerem Wesen ist und öfter neue Werke komponieren will. Dass Josquin besser komponiert, ist richtig, aber er komponiert, wenn er es will, und nicht, wenn man es von ihm erwartet, und er verlangt 200 Dukaten als [Jahres-]Lohn, während Isaac für 120 kommen will …“.

Der Herzog entschied sich dann trotz des schwierigeren Wesens und der deutlich höheren Gehalts­forderung für Josquin.

Im folgenden Jahr, 1503, kam Maximilians Sohn Philipp der Schöne aus Burgund mit­samt seiner Hofkapelle unter Leitung von Pierre de la Rue in Innsbruck zu Be­such. Isaac komponierte zu diesem Anlass die Missa Virgo prudentissima und war mit der Wiener Hofkapelle anwesend, des weiteren der Hoforganist Paul Hof­haimer und möglicherweise Jacob Obrecht auf der Durchreise nach Italien – ein seltenes „Gipfeltreffen“ einiger der berühmtesten Komponisten ihrer Zeit.

Von April bis Juli 1507 fand in Konstanz ein Reichstag statt, auf dem Maximilian sich u.a. von den Reichsständen (Kurfürsten, Landes- und Stadtherren usw.) die – v. a. finanzielle – Unterstützung für seine Reise nach Rom, um sich dort vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen, einholen wollte, ferner für die Zurückdrängung der Franzosen aus Italien und schließlich für einen Kreuzzug gegen die Türken. Mit dabei waren die Hofkapelle mit dem Hofkomponisten Isaac und dem Hoforganisten Hofhaimer.

1508 schlug der Wiener Hofkapellmeister und spätere Bischof von Wien, Georg Slatkonia, dem Konstanzer Domkapitel vor, Isaac mit der Komposition von Motetten zum Mess-Proprium aller Hauptfeste (d.h. aller Sonntage und was dazwischen so anfällt) des Kirchenjahres zu beauftragen. Dieses Werk, sein größtes, mit dem Titel Choralis Constantinus war ein Jahr später vollendet. Allerdings hat Isaac den Druck seines Werkes nicht mehr erlebt; sein Schüler Ludwig Senfl hat die Druckausgabe vorbereitet, aber auch er war schon lange verstorben, ehe es in den Jahren 1550 bis 1555 endlich in Nürnberg herauskam.

1510 verlieh der Kaiserhof Isaac Landgüter im Val Policella bei Verona; möglicherweise sollten deren Einkünfte als Ersatz für bar zu zahlendes Salär dienen. Isaac lebte weiterhin in Florenz und nahm offenbar für den Kaiser beim Haus Medici diplomatische Aufgaben wahr (Isaac sei „uns in Florenz nutzer dann an unserm Hof“) – und, wie gesagt, Kompositionen schicken konnte er auch von Florenz.

1513 wurde sein früherer Schüler Giovanni de‘ Medici, Sohn von Lorenzo dem Prächtigen, zum Papst gewählt und nannte sich Leo X. Aus Anlaß des Antrittsbesuchs des kaiserlichen Gesandten Matthäus Lang 1513/14 komponierte Isaac die große Staatsmotette Optime pastor. Der Besuch diente sicherlich auch der Versicherung, daß man in der insgesamt instabilen und wechselhaften politischen Lage zwischen den Mächten Kaiser, Papst, Venedig und Frankreich (nebst weiteren) auf derselben Seite stand; und wer konnte die Gemeinsamkeit besser betonen als Isaac, der kaiserliche Hofkomponist, der mit dem Papst seit dessen Kindheit persönlich bekannt war? Insofern kann diese Motette, in der das gemeinsame Interesse des Kampfes gegen die Türken und andere Feinde (Venedig, Frankreich?) betont wird, auch als diplomatischer Akt verstanden werden.

Im Herbst 1516 erkrankte Isaac. Im Dezember machte er sein letztes Testament (das dritte), in dem er der Laienbruderschaft Santa Barbara, deren Mitglied er seit 1502 war, ein Vermögen hinterließ, das dem Viertel des Wertes seines Hauses entsprach. Er starb am 26. März 1507.

Johannes Kugelman

Weder Geburtsdatum noch Geburtsort von Johannes (Hans) Kugelmann sind bekannt; vermutet wird, er wurde um 1495 in Augsburg geboren. Von 1518 bis etwa 1523 gehörte er der Hofkapelle Kaiser Maxi­milians I. in Innsbruck an. Danach diente er für kurze Zeit in Augsburg im Hause Fugger, ehe er 1524 eine Stelle als Trompeter und Hofkomponist beim preußischen Herzog Albrecht in Königsberg antrat. Ab 1534 wirkte er zusätzlich als Kapellmeister der Hofkantorei. In Königsberg war er für den Rest seines Lebens tätig, hoch angesehen und wohlhabend. Nach zweijähriger Krankheit starb er 1542.

Carl Luython

Carl Luython wurde 1557 oder 1558 in Antwerpen geboren. Im Jahr 1566, also mit 8 oder 9 Jahren, wurde er Chorknabe an der Hofkapelle von Kaiser Maximilian II. in Wien. Der wesentliche Teil seiner Ausbildung dürfte also dort, unter den Leitern Jacobus Vaet und Philippe de Monte sowie dem Hof­orga­ni­sten Walter Formellis, stattgefunden haben. 1571, mit Eintritt des Stimmbruchs, erhielt er, wie an Hof­ka­pel­len oft üblich, ein Stipendium für ein Studium. Daher begab Luython sich von 1571 bis 1575 zu Stu­di­enzwecken nach Italien, über diese Zeit ist aber weiter nichts bekannt.

Nach der Rückkehr aus Italien war er wieder an der Hofkapelle tätig, seit 1576 als Cammer musicus. Nach dem Tod von Maximilian im selben Jahr wurde er von dessen Nachfolger Rudolf II. übernommen, 1582 zuerst zum dritten, dann im selben Jahr zum zweiten Hoforganisten befördert.

Luython war neben seiner Tätigkeit als Sänger und Organist (und etwas später auch als Komponist) auch als Orgelsachverständiger tätig. An der Erneuerung der Orgel des Prager Veitsdoms 1581–1590 war er maßgeblich beteiligt. Zwischendurch, im Jahr 1583, zog der kaiserliche Hof mal eben nach Prag um, darunter natürlich auch die Hofkapelle. 1596 wurde Luython erster Kapellorganist, nach dem Tod von Philippe de Monte 1603 auch noch dessen Nachfolger als Hofkomponist.

1611 wurde ihm von Kaiser Rudolf als Anerkennung für 35-jährige treue Dienste eine jährliche Pension von 200 Gulden zugesagt. Die Zusage erwies sich leider als wertlos, denn im folgenden Jahr starb Rudolf, und sein Nachfolger Matthias schmiss ohne viel Federlesens einen großen Teil der Hof­ka­pel­le einschließlich Luython raus; Anfragen nach der versprochenen Pension wurden mit rauhem Ge­läch­ter (oder einem kaiserlichen Äquivalent davon) beantwortet. So musste der ehemalige hoch­ange­se­he­ne Hofkomponist nach und nach seinen ganzen Besitz ver­kau­fen und starb schließlich am 16. August 1620 verarmt in Prag.

Carl Luython verfasste überwiegend geistliche Vokalmusik (Messen, Motetten) sowie – als erstes be­kann­tes Werk – eine Madrigalsammlung.

Orlando di Lasso

Orlando di Lasso (auch Roland de Lassus) wurde um 1532 in Mons im Hennegau (heute Belgien, süd­westlich von Brüssel) geboren. Als Kind war er Kapellknabe in seiner Heimatstadt und erregte durch sei­ne schöne Stimme die Aufmerksamkeit von Anwerbern von adeligen Höfen, die das Land auf der Suche Nachwuchs für die Kapellen durchstreiften. Es wird berichtet, dass er von solchen Agenten zweimal entführt wurde und von seinen Eltern zurückgeholt werden musste. 1544, also mit ungefähr 12 Jahren, trat er in den Dienst von Ferrante Gonzaga, Vizekönig von Sizilien, der zufällig in der Gegend war, und begleitete diesen auf seiner über ein Jahr währende Heimreise nach Palermo. Im folgenden Jahr wurde sein Dienstherr in Mailand zum Gouverneur ernannt und nahm seine Musiker natürlich mit dort­hin  Als Orlando 1549 in den Stimmbruch kam, gab Ferrante ihn in die Obhut eines Bekannten in Neapel. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, er kam ganz schön rum in Italien und eignete sich um­fassende musikalische, sprachliche und allgemein „gesellschaftliche“ Kenntnisse vom Leben bei Ho­fe wie bei den einfachen Leuten an.

1553 wurde er Kapellmeister der Cappella Pia an der Lateranbasilika, der nach dem Petersdom zweit-be­deu­tendsten Kirche Roms; man geht davon aus, dass bei der Vergabe so eines prestigeträchtigen Postens an einen etwa 21-Jährigen wohl Vitamin B im Spiel war – möglicherweise hat hier Kardinal Ercole Gon­za­ga, der Bruder seines ersten Dienstherrn, ein gutes Wort eingelegt. Aber schon ein gutes Jahr später verließ Orlando die Cappella Pia (sein Nachfolger war übrigens Giovanni Pierluigi da Palestrina), um sich in seine Heimat zu begeben, weil es seinen Eltern schlecht ging. Leider waren sie bei seiner Ankunft bereits verstorben. Er reiste dann zusammen mit einem Freund gleich weiter Richtung England, wo die große Hochzeit von Prinz Philipp von Spanien (dem zukünftigen König Philipp II.) mit Mary Tudor (der zu­künf­tigen Königin Mary I.) unmittelbar bevorstand. Der Freund, soviel ist bekannt, bekam in England eine Mordanklage an den Hals und musste, um ebendiesen zu retten, bei Nacht und Nebel das Land wie­der verlassen. Ob Orlando mit in England war oder ihn nur bis irgendwo in Frankreich begleitet hat, darüber habe ich unterschiedliche Angaben gefunden.

Nächste, wiederum gesicherte Station auf seinem Lebensweg war dann jedenfalls Antwerpen. Hier hielt er es tatsächlich mal zwei Jahre aus. Dies war eine Stadt nach dem Geschmack eines weltgewandten Mu­sikers – hier kamen Leute aus aller Herren Länder zusammen, darunter sicherlich haufenweise so­wohl Fachkollegen als auch anderweitig interessante Kontakte; und hier residierten renommierte Musik­verleger (u.a. ein besonders renommierter namens Tielman Susato) mit denen Orlando alsbald in frucht­bare Geschäftsbeziehungen eintrat.

So schön es in Antwerpen auch war, vom Komponieren und Notenverkaufen allein lebt es sich längst nicht so schön wie als Kapellmeister an einem Fürstenhof. Mit den Widmungen in seinen Drucken hoff­te er, dass sich einer der Adressaten (im allgemeinen einflussreiche Herrschaften aus dem näheren Umkreis von Königen, Herzogen etc.) bei seinem Herrn für ihn verwenden würde. Italien oder Spanien käme ihm ganz recht. Leider hatte er mit dieser Methode keinen Erfolg. Aber der Augsburger Kaufmann Johann Jakob Fugger wurde auf ihn auf­merk­sam und nutzte seine guten Verbindungen zum Hof des Herzogs Al­brecht V. in München, um ihn dorthin zu vermitteln; dort konnten sie wohl ge­ra­de einen Tenorsänger brauchen. In dieser Kapelle, die einige Jahrzehnte zuvor von Ludwig Senfl aus einer mittelprächtigen Musikantentruppe in ein hochwertiges Ensemble verwandelt worden war, bezog er von Anfang an ein bemerkenswert hohes Gehalt, so dass vermutet wird, dass er neben dem eigentlichen Kapellmeister Ludwig Daser auch dessen Aufgaben mit versah. Ihr gegenseitiges Verhältnis war denn auch nicht ganz ungetrübt. Ein Grund, warum Daser den Neuankömmling Orlando vor die Nase gesetzt be­kam, war wohl, dass er (Daser) deutlich mit dem Protestantismus lieb­äugel­te (und später auch konvertierte); damit kam er bei Herzog Albrecht überhaupt nicht gut an. Er wurde krank, konnte kaum noch arbeiten, verließ München 1563 und begab sich in evangelische Gefilde, nach Stuttgart. Dort ging es ihm wieder besser.

Neben dem Komponieren, dem Unterricht für die Chorknaben und dem Abhalten von Proben mit der Kapelle gehörte zu Orlandos Pflichten auch das Herumreisen in Europa zwecks Gewinnung neuer Musi­ker. In den ersten Jahren fühlte er sich allerdings am Hof nicht besonders wohl, er soll sogar er­wogen haben, sich anderswo nach einer Stelle umzutun. Die Arbeitsbedingungen waren nicht ideal; der Herzog verlangte dauernd neue Kompositionen, betrachtete diese aber dann als sein ausschließliches Eigentum und erlaubte dem Komponisten nicht, seine eigenen Werke drucken zu lassen. Aber im Laufe der Zeit verbesserte sich sein Verhältnis zu seinem Dienstherrn, insbesondere als er 1563 offiziell als Dasers Nachfolger Hofkapellmeister wurde.

Allerdings befürchtete man bei Hofe immer wieder, ihr Star (und das war Orlando zweifellos) könne sich doch mal eine neue Stelle suchen. Er hatte Kontakte zu Höfen in ganz Europa, und sein Dienst­herr – zuerst Albrecht, ab 1579 sein Sohn Wilhelm – sah es nicht gern, wenn mal wieder Briefe aus fernen Ländern für den Kapellmeister kamen… Aber Orlando blieb dem Münchner Hof erhalten.

1591 erkrankte er (möglicherweise hatte er einen Schlaganfall), erholte sich aber wieder und nahm seine Kapellmeister-Tätigkeit wieder auf, obwohl ihm der Herzog angeboten hatte, in den Ruhestand zu gehen; vielleicht war ihm das Ruhestands-Gehalt zu niedrig. Es gab immer wieder finanziell bedingte Stellenstreichungen in der Hofkapelle, und 1594 stand Orlando selber auf der Streichliste, kam der Entlassung aber zuvor. Nachdem er im Mai noch seine Bußtränen des Heiligen Petrus fertiggestellt hatte, starb er kurz darauf, am 14. Juni 1594.

Stephan Mahu

Stephan Mahu wurde wohl zwischen 1480 und 1490 vermutlich in Flandern geboren. Über seinen Namen wissen die Musikhistoriker zu spekulieren, er könne entweder aus dem ungarischen oder slo­wenischen Raum oder aus der Gegend um Lille in Frankreich kommen. Nun ja…

Möglicherweise bereits in den frühen 1520er Jahren gehörte Mahu als Sänger und Posaunist dem Hof­staat von Anna von Böhmen und Ungarn, der Gemahlin des Erzherzogs und späteren Kaisers Ferdinand I., an. 1528 verpflichtete er sich vertraglich – gegen ein erheblich gesteigertes Salär – zu lebenslangem Dienst bei Ferdinand und Anna. (Aus irgendwelchen Gründen traf die erste Zahlung dieses erweiterten Salärs erst im Jahr 1539 ein – entweder war Mahu ein sehr geduldiger Mensch, oder die Arbeitsbedingungen bei Hofe waren so befriedigend, dass dies für die finanziellen Minderleistungen der Dienstherrschaft hin­reichend entschädigte.) Ich habe nicht herausfinden können, wo der Hof hauptsächlich residierte – wohl in Prag –, aber jedenfalls war er wohl in der Zeit zwischen 1529 und 1532 zusätzlich auch noch unter Arnold von Bruck Vize-Kapellmeister am Hof von Erzherzog Ferdinand (dem Sohn des Kaisers Fer­di­nand) in Wien. Diese Stellung hatte er bis 1539 inne, wurde aber noch 1541 als Posaunist dieser Ka­pel­le verzeichnet. Weitere Informationen gibt es nicht, Zeit und Ort seines Todes sind nicht bekannt.

Interessant ist, dass Mahu einerseits an höchst und strengst katholischen habsburgischen Höfen ange­stellt war, andererseits aber in Wittenberg bei Georg Rhau (lutherischer geht’s nicht) nicht nur irgend­welche Sätze publizierte, sondern u.a. Sätze von „Ein feste Burg ist unser Gott“ (DAS „Kampflied“ der lutherischen Reformation) und „Lobt Gott, ihr Christen alle in deutscher Nation“ (ein antipapistisches Schmählied). Anscheinend war er einerseits dem Protestantismus nicht vollkommen abgeneigt und hoff­te andererseits, dass seine Dienstherrschaft keine in Wittenberg, dieser Hochburg des Ketzertums, gedruckten Noten in die Finger kriegen würde, auf denen womöglich sein Name stand…

Tiburtio Massaino

Tiburtio Massaino (auch Massaini) wurde um 1550 in Cremona (Italien) geboren. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Er war Augustiner-Mönch in Piacenza. Im Jahr 1571 wurde er mae­stro di cappella im Kloster Santa Maria des Popolo in Rom, blieb dort aber nur wenige Jahre. Nach weiteren Stationen in Italien und möglicherweise einer Reise nach Konstantinopel wurde er Ende der 1580er Jahre Sänger und Kapellmeister am Hof des Erzherzogs Ferdinand II. in Innsbruck. Auch hier war sein Auf­enthalt nicht von langer Dauer, und etwa 1590 finden wir ihn als Kapellmeister am Salzburger Hof des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Wiederum war seines Bleibens nicht lange: 1591 wurde er we­gen Homosexualität angeklagt und verurteilt und musste nach kurzer Festungshaft überstürzt Salzburg verlassen. Er begab sich nach Prag, wo er Philippe de Monte kennenlernte und auf eine Anstellung hoffte – leider vergeblich.

Massaino kehrte nach Italien zurück und war in Cremona, Piacenza und Lodi tätig. 1608 oder 1609 ist er wohl in Piacenza oder Lodi verstorben.

Philippe de Monte

Philippe de Monte (auch di Monte, vermutlich einfach eine Latini­sie­rung oder Italisierung des flämischen Namens van den Berg o.dgl.) wurde 1521 in Mecheln im heutigen Belgien (zwischen Brüssel und Antwerpen) geboren. Über seine Familie ist nichts Genaues bekannt, anscheinend hatte er zwei Geschwister. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt Philippe wohl an der Kathedrale seiner Heimatstadt.

Um 1540 war er in Neapel mehrere Jahre als Musiklehrer tätig, unter­brach aber wohl gelegentlich diese Tätigkeit, um auf Reisen zu gehen. Zwi­schen 1548 und 1556 gibt es Nachweise eines Philippe de Monte als  Untervikar (petit vicaire) an der Kathedrale von Cambrai in Nord­frank­reich, aber es ist nicht gesichert, dass das unser Mann war.

1554 erschien de Montes erstes Madrigalbuch in Rom. Im gleichen Jahr gehörte er zur Kapelle von Prinz Philipp von Spanien auf dessen Reise nach England, wo dieser die Tochter von König Heinrich VIII, Mary Tudor (nebenbei bemerkt, seine Tante zweiten Grades) heiratete. Was de Monte betrifft, so ist an dieser Reise nur bemerkenswert, dass er Wil­liam Byrd kennenlernte und ihm wohl in Freundschaft verbunden blieb; Jahre später widmete er ihm sei­ne achtstimmige Motette Super flumina Babylonis. Er verließ die Hofkapelle Philipps II. schon im folgen­den Jahr, 1555, wieder, angeblich weil es ihm zu schaffen machte, dass sie außer ihm nur aus Spaniern be­stand.

de Monte genoß einen sehr guten Ruf in ganz Italien von Venedig bis Neapel und kam daher, als 1562 in Venedig der große Adrian Willaert, Kapellmeister an San Marco, starb, in die engere Auswahl als Nach­folger. Letztlich wurde er es nicht, vielmehr erhielt Cypriano de Rore die Stelle.

1567 starb, nur 37-jährig, der Hofkapellmeister von Kaiser Maximilian II., Jacobus Vaet, in Wien. Nach­dem Verhandlungen um seine Nachfolge mit Giovanni Pierluigi da Palestrina u.a. an dessen Gehalts­vor­stel­lungen gescheitert waren, bekam de Monte 1568 die Stelle.

Fortan ging es ihm gut. Der Kaiser brachte ihm eine große Wertschätzung entgegen, in Wien mangelte es nicht an vorzüglichen Musikern, und seine Dienstverpflichtungen erlaubten ihm eine rege Kom­po­si­tions­tätigkeit. Ein Höhepunkt waren die Hochzeitsfeierlichkeiten von Maximilians Bruder Erzherzog Karl II. mit Maria Anna von Bayern im Jahr 1571, bei denen die Hofkapellen des Herzogs von Bayern (unter Orlando di Lasso), von Karl II. (unter Annibale Padovano) und Maximilian II. (unter de Monte) zusammentrafen.

1572 wurde de Monte von Kaiser Maximilian zum Schatzmeister der Kathedrale von Cambrai ernannt, was mit einer Pfründe verbunden war. Leider war das Domkapitel von Cambrai dagegen, und der folgende Rechtsstreit zog sich bis 1578 hin.

1576 starb Maximilian, und sein Sohn Rudolf II. folgte ihm als Kaiser nach. Zu diesem hatte de Monte ein eher gespanntes Verhältnis; ob Rudolf weniger musikbegeistert als sein Vater war oder einfach andere Prioritäten setzte oder ob es etwas Persönliches war, ist nicht bekannt. Jedenfalls ersuchte de Monte den Kaiser um seine Entlassung, um sich nach Cambrai zurückziehen zu können. In einem Brief an Orlando di Lasso beklagt er sich, der Kaiser habe mit Spott reagiert und das Gesuch abgelehnt.

1580 verlegte Kaiser Rudolf den Hof von Wien nach Prag; natürlich übersiedelte auch der immer noch im Dienst befindliche de Monte. In den folgenden Jahren zog er sich wohl allmählich vom alltäglichen Geschäft der Kapelle zurück, pflegte internationale Kontakte musikalischer und anderer Art (er soll als Berichterstatter über politische und sonstige Vorgänge am Kaiserhof für norditalienische Höfe tätig gewesen sein), litt im Alter an der Gicht und starb am 4.7.1603 in Prag.

Zu Lebzeiten genoß Philippe de Monte europaweit hohes Ansehen; seine Werke, um deren Publikation er sich zumindest in der früheren Zeit selbst nicht sonderlich bemüht haben soll, waren allgegenwärtig. Sein Metier war vor allem die „ernste“ Musik; neben Messen und Motetten vor allem weltliche und auch geistliche Madrigale, bei denen er es – auch dank seiner akzentfreien Beherrschung der italie­ni­schen Sprache – zu großer Meisterschaft und einem erheblichen Ausstoß von weit über 1000 Sätzen gebracht hat. In späteren Jahren geriet er ein wenig in Vergessenheit, wohl auch, weil sein Auftreten nicht, wie man es z.B. Josquin nachsagt, das eines „Rockstars“ war und es keine Skandale o.dgl. zu kol­portieren gab. Auch die Ernsthaftigkeit und formale Strenge seiner Werke spielte möglicherweise eine Rolle – alles hohe Qualität, aber kaum ein revolutionäres oder irgendwie hervorstechendes „Highlight“.

Alessandro Orologio

Alessandro Orologio, geboren am 14.1.1555 in Aurava di San Giorgio della Richinvelda, Venetien, hieß eigentlich nach seinem Herkunftsort Alessandro da Aurava. Sein Vater, Pellegrino da Aurava, war ein Uhrmacher, dessen Obliegenheit die Wartung und Reparatur aller Turmuhren im nahegelegenen Udine war. Alessandro war sehr musikinteressiert und erhielt deshalb eine musikalische Ausbildung, wohl zu­sätz­lich zu der eines Uhrmachers – jedenfalls übernahm er nach dem Tod seines Vaters 1574 dessen Job an den Turmuhren. Dadurch wurde er bekannt als Alessandro degli Orologi, Alessandro von den Uh­ren. Irgendwann passte er dann seinen Namen offiziell an und wurde Alessandro Orologio. In Udine arbeitete er bis 1578.

Der Lebenslauf von Alessandro Orologio ist recht verwirrend – reges Reisen und simultane Anstellungen an verschiedenen Höfen brachten einige Musikhistoriker im 19. und 20. Jahrhundert auf den Gedanken, es könne zwei Komponisten desselben Namens gegeben haben.

Ab 1582 ist Orologio als Trompeter am Hof von Kaiser Rudolf II. in Prag nachgewiesen, im Jahre 1590 als Mitglied der Kapelle des Kur­für­sten Christian I. von Sachsen in Dresden – wobei er wohl schon 1589 in Dres­den weilte, weil in diesem Jahr dort sein dem Kurfürsten ge­wid­me­tes 2. Madrigalbuch erschien (übrigens eines von zwei „2. Madri­gal­bü­chern“ Orologios, was weiter zur Verwirrung um seine Biographie bei­trug). 1594 wurde die kurfürstliche Kapelle verkleinert, dabei scheint auch Oro­logio seine Stellung verloren zu haben, und er ging nach Kassel an den Hof des Landgrafen Moritz von Hessen. Hier dürfte er u.a. die Be­kannt­schaft von John Dowland gemacht haben. Im Zuge der Anstellung hier, d.h. in landgräflichem Auf­trag, reiste er 1595 nach Venedig, um für den Hof Instrumente zu kaufen; und weil er schon mal in Ve­ne­dig war, ließ er hier gleich sein anderes 2. Madrigalbuch erscheinen.

Als sicher gilt, dass Orologio 1597 anlässlich der Hochzeit von König Christian IV. in Kopenhagen weilte. Naheliegenderweise widmete er seine im selben Jahr erscheinenden Intraden dem jungvermählten König, in dessen Diensten er einige Zeit stand. In königlichem Auftrag begab er sich wieder einmal für 4 Monate nach Italien, um Instrumente zu kaufen und Musiker anzuwerben.

Der nächste nachgewiesene Aufenthalt ist für die Zeit um 1599/1600 Wolfenbüttel, wo ihm am Hof des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg vermutlich irgendwann ein junger Organist namens Michael Praetorius über den Weg gelaufen ist… Lange blieb er aber wohl nicht hier, sondern kehrte zurück an den kurfürstlichen Hof in Dresden. Auch hier war seines Bleibens nicht lange, im Juni 1603 ent­schul­digte er sich mit Leibesschwachheit, dass er nicht mehr in der Lage sei, Zink zu spielen, und sich mit Bedauern von der Hofkapelle verabschieden müsse. Welch glückliche Fügung, dass er bereits im April desselben Jahres zum Vize-Kapellmeister der kaiserlichen Kapelle in Prag ernannt worden war.

Das Amt des Vize-Kapellmeisters in Prag behielt er während der nächsten 10 Jahre bis zu seiner Pen­sionierung am 31. Oktober 1613. Interessanterweise wurde er im Jahr 1606 immer noch im Dresdner Kapellverzeichnis als Instrumentist geführt. Anscheinend genoss er in Prag so viel Freiheit, dass er hin und wieder in Dresden – Leibesschwäche hin oder her – mitblasen konnte oder wenigstens Unterricht geben oder beratend tätig sein.

In Dresden bemühte man sich nach seiner Pensionierung, Orologio als Organisten zu verpflichten. Er nahm aber, soweit wir wissen, keine Stellung mehr an, lebte hauptsächlich in Wien, schaute gelegentlich in Venedig vorbei, um neue Noten herauszubringen, ab und zu auch in Steyr und im nahegelegenen Stift Garsten (heute Justizvollzugsanstalt) sowie in München.

1633 ist Alessandro Orologio in Wien verstorben.

Georg Prenner

Georg Prenner (auch Brenner, Pyrenaeus) wurde um 1517 geboren, älteren Quellen zufolge in Salzburg, neu­ere nennen Laibach (heute Ljubljana in Slowenien) als Geburtsort. Erstmals trat er 1554 aktenkundig in Erscheinung als Sänger und Kopist an der Kapelle des Erzherzogs Maximilian (des späteren Kaisers Maximilian II.) in Prag. Später war er an diesem Hof Kaplan und Almosenier (mit der Verwaltung des Almo­senwesens beauftragter Geistlicher, oft zugleich Beichtvater des Dienstherrn, alles in allem ein recht einflussreiches Amt).

1572 wurde Prenner Propst am Wiener Dorotheerkloster, von 1578 bis 1590 war er Propst des Stifts Herzogenburg bei St. Pölten. Am 4. Februar 1590 ist er in Herzogenburg oder in St. Pölten verstorben.

Jacob Regnart

Jacob Regnart wurde vermutlich zwischen 1540 und 1545 in Douai (damals Flandern, heute Frank­reich) geboren. Er entstammte einer Musikerfamilie, auch vier seiner Brüder waren Komponisten. Nach eigenen Angaben war er seit 1557 Mitglied der Kapelle von Erzherzog (später Kaiser) Maximilian II in Wien und Prag, wo der Kapellmeister Jacobus Vaet sein Lehrer gewesen sein dürfte. 1564 erschien in einem Sammeldruck zum ersten Mal eine Komposition aus seiner Feder. Zwei Jahre später nahm er anlässlich des Reichstags in Augsburg an dem denkwürdigen Treffen der Münchner, Dresdner und Wie­ner Hofkapellen teil. Nach Vaets Tod 1567 schrieb Regnart die Trauermotette Defunctum Charites Vaetem.

Im folgenden Jahr ging er für 2 Jahre zum Studieren nach Italien, wo er sich überwiegend in Venedig aufhielt. Nach seiner Rückkehr 1570 wurde er zum Praeceptor (Lehrer) der Kapellknaben befördert. Die Ausgabe Primo libro delle canzone italiane, ein Resultat seiner italienischen Studien, bildete den Auftakt reger Publikationstätigkeit.

Nach dem Tod Maximilians 1576 wurde Regnart von dessen Nachfolger Rudolf II. übernommen und 1579 als Nachfolger von Alard du Gaucquier zum Vize-Kapellmeister ernannt. 1580 schlug Orlando di Las­so ihn als Nachfolger für Antonio Scandello als Kapellmeister der Dresdner Hofkapelle vor; wie auch Alexander Utendal, dem die Stelle ebenfalls angeboten worden war, lehnte Regnart ab. Anscheinend wa­ren die Habsburger die besseren Arbeitgeber…

1582 warb Erzherzog Ferdinand II. ihn für seine Innsbrucker Kapelle ab, ein attraktives Ensemble, besetzt mit vielen Italienern und Niederländern, das angesichts des allmählichen Wandels des vorherrschenden Stils weg von den niederländischen hin zu den italienischen Komponisten, zudem wegen der Nähe Inns­brucks nach Italien Regnart durchaus ansprach. Eine geplante Erhebung des Komponisten in den Adelsstand musste 1595 wegen des Todes Ferdinands abgesagt werden, wurde aber im folgenden Jahr durch den Statthalter Matthias nachgeholt. Abgesehen von dieser Verschiebung bedeutete der Tod Fer­di­nands das Ende der Hofkapelle; Regnart war also arbeitslos. Das traf ihn aber sicherlich weniger als die meisten seiner Kollegen, er war recht wohlhabend und besaß ein Haus in Innsbruck, stand also nicht vor dem Ruin. Ende des Jahres 1596 übersiedelte er wieder nach Prag und wurde an der kaiser­li­chen Hofkapelle Vize-Kapellmeister unter Philippe de Monte. 1599 ist er in Prag verstorben.

Seine Witwe, Tochter eines Musikers der Münchner Hofkapelle, kehrte nach München zurück und war eini­ge Zeit damit beschäftigt, etliche hinterlassene Werke ihres Mannes herauszugeben, 3 Bände mit Mes­sen und eine Motettensammlung.

Regnarts Werk ist umfangreich, sowohl an geistlichen (Messen, Motetten) als auch an weltlichen Kom­po­sitionen. Hier ragen besonders die 3 Bände mit Kurtzweiligen teutschen Liedern zu 3 Stimmen heraus, die eine außerordentliche Popularität erreichten. Interessant ist eine 9-stimmige Motette, die als Schau­spiel­musik zu einem geistlichen Schauspiel von Ferdinand II. aufgeführt wurde.

Francesco Rovigo

Francesco Rovigo wurde um 1541 vermutlich in Mantua geboren. Anscheinend war er am dortigen her­zoglichen Hof so hoch angesehen, dass er ab 1570 von Herzog Guglielmo Gonzaga ein Stipendium für ein Studium in Venedig erhielt. Ab 1573 lebte er wieder in Mantua und hatte ab 1577 dort eine feste An­stel­lung als Organist an der herzoglichen Kapelle.

1582 wurde Rovigo für ein fürstliches Salär als Organist am Hof von Erzherzog Karl in Graz angestellt; neben dem Orgelspiel oblag ihm die Musikerziehung der Kinder des Erzherzogs.

Nach dem Tod des Erzherzogs 1590 kehrte er nach Mantua zurück und nahm sein Organistenamt an der herzoglichen Kapelle wieder auf. Mittlerweile regierte hier Vincenzo Gonzaga, der Sohn von Guglielmo. Er ernannte Rovigo kurz nach seiner Rückkehr zum Hofkomponisten. Von seinem Kol­le­gen in der Mantuaner Hofkapelle, Claudio Monteverdi, ist bekannt, dass er ihn hoch schätzte.

Am 7. Oktober 1597 starb Francesco Rovigo in Mantua.

Pierre de la Rue

Pierre de la Rue (Namensvarianten: u.a. Pierchon, Petrus de Vico, Petrus Platensis) wurde zwischen 1460 und 1470 geboren, vermutlich in Tournai in Burgund (heute Belgien). Die zeitweise vermutete Identität mit einem 1452 geborenen Musiker namens Peter vander Straten gilt heute als widerlegt. Seine Ausbildung er­hielt de la Rue wohl an der Kathedrale Notre Dame in seiner Heimatstadt. Näheres über seine Jugend ist nicht bekannt.

Belegt ist seine Zugehörigkeit zur burgundischen Hofkapelle in Mecheln seit 1492, zunächst unter Her­zog Maximilian (später König, noch später Kaiser Maximilian I.), nach dessen Königswahl unter seinem Sohn Philipp dem Schönen. Mit diesem begab die Kapelle 1502 sich auf ihre erste Spanienreise. Im September 1503 ereignete sich ein denkwürdiges (und musikalisch sicherlich hochinteressantes) Treffen der Hofkapellen von König Maximilian und Herzog Philipp in Augsburg und Innsbruck – letzterer Aufenthalt liefert uns den Vorwand, de la Rue in das diesjährige Programm aufzunehmen.

Ende 1505 ging es erneut im Gefolge von Philipp nach Spanien, doch diese Reise, die auf dem Wasser­wege erfolgte, entwickelte sich deutlich abenteuerlicher. Anfang 1506 geriet der Flottenverband in einen Sturm; ein Teil der Schiffe, darunter auch das Schiff der Musiker, wurde bis nach Südengland abge­trie­ben. Ende April erreichte man endlich Spanien.

Den Sommer über zog man durchs Land, aber dann nahm das Schicksal seinen Lauf – im Herbst er­krank­te Philipp und starb. Die Hofkapelle löste sich auf, einige Mitglieder kehrten nach Burgund zu­rück, andere, darunter auch de la Rue, blieben und traten der Kapelle von Philipps Witwe Johanna („der Wahn­sinnigen“) bei, womit sie finanziell wohl die bessere Wahl getroffen hatten als die Rückkehrer, denn die Be­zahlung soll besser gewesen sein als in Burgund. Insbesondere de la Rue hatte Glück; er rückte nach der Abreise des bisherigen Kapellmeister in dessen Stellung nach – unter fürstlicher Aufstockung des Gehalts, versteht sich. Nach der Entmachtung Johan­nas 1508 wurde die Kapelle aufgelöst, die bur­gun­dischen Mitglieder bekamen die Heimreise bezahlt und kehrten heim.

De la Rue begab sich schnurstracks wieder an seine alte Wirkungsstätte, nach Mecheln, um dort die Chan­cen einer Wiedereinstellung in die dortige Kapelle zu prüfen. Hier residierte inzwischen als Statt­halterin Philipps Schwester Margarethe von Österreich, die von der Aussicht, de la Rue für ihre Kapelle zu gewinnen, höchst begeistert war. Sie veranlasste ihren Vater, den Kaiser, ihm eine lukrative Pfründe in Gent zu übertragen – und siehe da, im Mai 1509 tauchte de la Rue wieder auf der Gehaltsliste der Ka­pel­le auf. Er blieb in der Kapelle, hochgeschätzt von Margarethe, auch noch nach ihrem Übergang auf Karl V., nachdem dieser 1515 für volljährig erklärt worden war. Nach einer Reise durch die Niederlande mit dem jungen neuen Chef ging er aber wohl noch im selben Jahr in den Ruhestand und zog nach Kortrijk (heute Belgien, unweit der französischen Grenze bei Lille). Dort starb er als vermögender Mann am 20. November 1518.

Franz Sales

Franz Sales (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Heiligen und Ordensgründer, da nicht iden­tisch oder verwandt mit diesem und 27 Jahre älter) wurde um 1540 in Namur (Flandern) geboren. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. 1579 und 1580 bemühte er sich vergeblich um eine Anstellung an der Stuttgarter Hofkapelle. Nach Kurz-Aufenthalten u.a. an der Münchner Hofkapelle wur­de er noch 1580 am Hof von Erzherzog Ferdinand II. in Innsbruck angestellt. 1587 erhielt er, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben des Erzherzogs, eine Anstellung als Kapellmeister am Damenstift von Hall in Tirol. Ab 1591 war er in Prag an der Hofkapelle unter Leitung von Philippe de Monte als Te­nor­sänger tätig. Diese Stellung behielt er bis zu seinem Tod am 15. Juli 1599.

Von Franz Sales sind überwiegend geistliche Werke (Messen, Motetten, Propriums-Vertonungen) er­hal­ten; daneben gibt es eine Ausgabe mit dreistimmigen Canzonetten sowie, soweit ich weiß, ein einziges fünfstimmiges Madrigal.

Lambert de Sayve

Lambert de Sayve wurde um 1549 geboren, sein Name deutet darauf hin, dass er möglicherweise aus Saive im Hochstift Lüttich stammt (heute Ortsteil von Blegny, Belgien). Abgesehen von dieser Vermutung ist über seine Herkunft und Kindheit nichts bekannt. Bereits in seiner Jugend, möglicherweise bereits 1562 (also mit 13 Jahren) wurde er Sängerknabe an der kaiserlichen Hofkapelle in Wien, evtl. zunächst unter Ferdinand I., dann jedenfalls unter Maximilian II.; in den Akten der Hofkapelle taucht er allerdings erst 1568 auf. 1569 wurde er „leihweise“ Singmeister am Stift Melk, nachdem dieses beim Kaiser einen ent­spre­chenden Bedarf angemeldet hatte. Bereits ein Jahr später reiste er mit anderen Mitgliedern der Kapelle nach Spanien, um an der Hochzeit der Erzherzogin Anna Maria von Österreich (der Tochter von Kaiser Maximilian II, also von de Sayves oberstem Dienstherrn) mit König Philipp II. von Spanien, ihrem Onkel, teilzunehmen. Nach Ende der eineinhalbjährigen Reise kehrte er nach Melk zurück.

Nach dem Tod Kaiser Maximilians II. 1576 strukturierte sein Nachfolger Rudolf II. die Kapelle um; dabei verlor de Sayve seine Stellung, und damit endete auch die „Ausleihe“ an das Stift Melk. Anfang 1577 wurde er daraufhin an der Kapelle von Erzherzog Karl II. in Graz als Praeceptor (Musiklehrer der Kapellknaben – das zweithöchste Amt in der Kapelle) angestellt. Allzu lange gefiel es ihm aber an­scheinend nicht in Graz, sein erstes Entlassungsgesuch stellte er 1580, allerdings wurde dies abgelehnt. Erst dem zweiten Gesuch, zwei Jahre später, wurde stattgegeben. Vermutlich ab 1583 war er Kapell­meister am Hof von Erzherzog (und später Kaiser) Matthias. Da anlässlich dessen Kaiserkrönung 1612 in Frankfurt eine Motette de Sayves aufgeführt wurde, ist anzunehmen, dass er bei dem Ereignis an­we­send war; dabei könnte er möglicherweise Hans Leo Hassler über den Weg gelaufen sein oder an seinem Krankenbett gestanden haben, der anlässlich der Feierlichkeiten ebenfalls angereist war, allerdings dann leider einige Tage vor der Krönung von der Schwindsucht dahingerafft wurde.

Im folgenden Jahr, 1613, nahm de Sayve im Gefolge des Kaisers am Reichstag in Regensburg teil. Die Rückreise trat man per Schiff auf der Donau an. Diese Reise ist de Sayve wohl nicht gut bekommen – in Linz machte er im Februar 1614 sein Testament und verstarb kurz danach.

Lambert de Sayve muss bereits als Jugendlicher ein fähiger Komponist gewesen sein. In der Sammlung von Werken der österreichischen Hofmusiker, Novus Thesaurus musicus von 1568, ist er mit 3 Motetten vertreten. Bei Erscheinen des Novus Thesaurus war er 18 oder 19 Jahre alt. Es ist wohl plausibel, an­zunehmen, dass die Arbeiten der Erstellung und Publikation einer so großen Sammlung längere Zeit in Anspruch nahmen, so dass man davon ausgehen darf, dass de Sayve seine Beiträge mit ungefähr 16 Jahren komponiert hat.

Außer geistlichen Werken, d.h. Messen und Motetten, hat de Sayve einen Band mit Canzoni alla napolitana (1582) und einen mit Teutschen Liedlein (1602) herausgebracht; bemerkenswert an dieser Ausgabe ist ein Lied, dessen Strophen er im Wechsel mit Jacob Regnart komponiert hat – es ist also anzunehmen, dass er mit diesem befreundet war (vielleicht auch dessen Schüler?). Diese Ausgabe hat Michael Praetorius, der sich an verschiedenen Stellen sehr lobend über de Sayve geäußert hat, 1611 als Neuauflage herausgegeben.

Ludwig Senfl

Ludwig Senfl wurde 1486 oder etwas später in Zürich oder Basel ge­boren. Bereits mit 10 oder 11 Jahren kam er an die Hofkapelle König (spä­ter Kaiser) Maximilians I., wo Heinrich Isaac sein Lehrer war. 1507 nahm er mit der Hofkapelle am Reichstag in Konstanz teil und blieb anschließend mit Isaac dort, um ihm bei der Komposition des Choralis Constantinus zu helfen. In den folgenden Jahren, als Isaac immer länger durch Abwesenheit glänzte, übernahm Senfl, formell nur Altist, faktisch auch seine Aufgabe als Hof­komponist. Nachdem Maximilian 1519 ge­stor­ben war, löste sein Nachfolger Karl V. die Hofkapelle auf, und Senfl saß mit vielen seiner Kollegen auf der Straße.

1523 wurde er vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. in München als Hof­kapellmeister angestellt und brach­te die Kapelle, einen ziemlich zusammengewürfelten Musi­kan­ten­hau­fen, so auf Vordermann, dass sich 33 Jahre später der große Orlando di Lasso von ihrem Renommee nach München locken ließ. Senfl blieb Leiter der Hofkapelle bis zu seinem Tod 1543.

Obwohl Senfl freundschaftlich mit Luther und protestantischen Fürsten korrespondierte (und von die­sen auch Kompositionsaufträge annahm), ist nicht klar, wie er zur Reformation stand. Wenn er ihr gro­ße Sympathien entgegenbrachte, verbarg er dies jedenfalls – ansonsten hätte er wohl im ka­tho­li­schen Bayern einen schweren Stand gehabt.

Alexander Utendal

Alexander Utendal wurde um 1530 geboren, vermutlich in Gent. Über seine Herkunft, Jugend und Aus­bildung ist nichts bekannt. Eigenen Angaben zufolge diente er bereits in jungen Jahren dem Haus Habs­burg, wohl am Hof von Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande und Schwester von Kaiser Karl V. 1564 wurde er als Alt-Sänger Mitglied der Kapelle von Erzherzog Ferdinand in Prag. Als dieser 1567 seine Residenz nach Innsbruck verlegte, packte natürlich auch die Kapelle ihre Instrumente und No­ten zusammen und zog ebenfalls um. Seit 1572 war Utendal Kapellknaben-Praezeptor, also Gesangs- und Musiklehrer des Nachwuchses, womit das Amt des Vizekapellmeisters verbunden war. Trotz ge­le­gent­licher finanzieller Schwierigkeiten lehnte er 1580 das Angebot ab, in Dresden in Nachfolge des verstorbenen Antonio Scandello Hofkapellmeister zu werden, was eine sicherlich besser dotierte Stellung ge­wesen wäre. Er starb am 7. Mai 1581.

Sein Werk umfaßt Messen, Motetten (wobei insbesondere seine Bußpsalmen besondere Erwähnung verdienen – wir haben sie allerdings leider nicht im Programm) sowie französische und deutsche Lieder.

Jacobus Vaet

Jacobus Vaet wurde 1529 oder 1530 in Kortrijk oder Harelbeke (West-Flandern, heute nahe der bel­gisch-französischen Grenze bei Lille) geboren. Mit 13 Jahren wurde er in die Kantorei der Lieb­frauenkirche in Kortrijk aufgenommen. Als er ca. 1546 in den Stimmbruch kam, erhielt er ein 3-jähriges Stipendium zum Studium an der Universität Löwen. Nach dessen Ablauf wurde er 1549 Sänger an der Kapelle von Kaiser Karl V., im folgenden Jahr wurde er in den Akten als verheirateter Tenorsänger ge­führt. Ende 1551 oder Anfang 1552 verließ Vaet die kaiserliche Hofkapelle und wurde an der Hof­kapelle des Erzherzogs und späteren Kaisers Maximilian (II.) angestellt. Diese Anstellung behielt er bis zu seinem Tod. Bereits nach 2 Jahren wurde er Kapellmeister. Ein Höhepunkt seiner Karriere dürfte der Reichstag 1566 gewesen sein, bei dem in Augsburg die Münchner Hofkapelle unter Orlando di Lasso, die Dresdner Hofkapelle unter Antonio Scandello und die kaiserliche Hofkapelle unter seiner Leitung zu­sam­mentrafen. (Da wäre man gern dabei gewesen…)

Nicht ganz ein Jahr später, am 8. Januar 1567, ist Vaet in Wien mit nur 37 Jahren verstorben. Selbst der Kai­ser vermerkte in seinem Tagebuch: „Den 8. Januarij ist main capelmaister Jacobus Faet in gott verschiden.“ Sein Schüler und Landsmann Jacob Regnart komponierte auf seinen Tod die Trauermotette Defunctum Charites Vaetem.

Vaet komponierte neben Messen überwiegend Motetten, sowohl geistliche als auch Staatsmotetten. Eine besondere Vorliebe scheint er für Clemens non Papa gehabt zu haben; so komponierte er z.B. eine 6-stimmige Messe über eine Motette von Clemens („Ego flos campi“), und er verfasste auch eine Trauermotette auf Clemens‘ Tod („Continuo lacrimas“).

Matthias Zaphelius

Matthias Zaphelius (Zapfelius, Zaphali, Zapfl, Zöpfl, Cäppl) wurde vor 1550 in der Steiermark geboren. Er war Kapellknabe am Hof von Kaiser Ferdinand I. in Wien. 1562 kam er in den Stimmbruch und erhielt das an Hofkapellen nicht unübliche dreijährige Studien-Stipendium. Um 1567 wurde er Sän­ger, 1572 zusätzlich Praeceptor (Musiklehrer) der Kapellknaben an der Kapelle von Erzherzog Karl II. in Graz. Danach verliert sich seine Spur.