Josef Anton Stranitzky und der Hanswurst
1676-1726, war ursprünglich „examinierter Zahn- und Wundarzt“, verbrachte seine Jugend in Graz und begann seine Karriere als Schauspieler bei einer Wanderbühne, kam 1706 nach Wien, wo er in „Pawlatschentheatern“ auftrat. In seiner urwüchsigen Komik als „Hanswurst“ übte er eine ungemeine Zugkraft auf das Wiener Publikum aus. Schließlich wurde seine Bitte an Joseph I. nach einem „steinernen Theater“ erfüllt und er durfte das mit kaiserlichen Privilegien ausgestattete „Kärtnertortheater“ erbauen. Stranitzky entwickelte im Lauf der Zeit ein künstlerisches Stegreifspiel mit Betonung des in einem typischen Kostüm auftretenden „Wienerischen Hanswurst“. Vorbild für diese Figur waren die seit dem Spätmittelalter aus Holz geschnitzten Figuren, die auf Jahrmärkten komische Rollen verkörperten. 1714 trat Stranitzky vor dem Kaiser als Arlecchino der Commedia dell`arte auf und gab ihm ein wienerisches Profil.
Der Name „Kasperl“ stammt vom Preßburger Johann Josef La Roche, der im Wiener Leopoldstädter Theater unter diesem Namen als Lumpenhändler auftrat. Bald wurde dieses Theater als „Kasperltheater“ bezeichnet. Der Bühnenreformer Gottsched und der Theaterzensor Joseph von Sonnenfels (Zensur) bekämpften den Kasperl, der dann als Wurstel im Puppentheater wiederauflebte.
Besonders im Prater fand er geeignetes Terrain. Die ersten Attraktionen nach der Öffnung des kaiserlichen Jagdgebietes 1766 waren eine Bierausschank und ein Kasperltheater. Das älteste Kasperltheater dürfte der „Kaiserwurstel“ gewesen sein. Um 1830 entstand das berühmte „Wursteltheater“ der Barbara Fux. Mit Unterbrechungen durch Krieg und Zerstörung gibt es im Prater noch immer Kasperltheater.
Zu Beginn des 19.Jhdt. gibt es auch kleine Kasperltheater, die in Kinderzimmern des Bürgertums weite Verbreitung fanden.
Quelle: Wien Geschichte Wiki
Historische Vorlagen der Kasperlfigur
Im altindischen Rigveda bekämpft der lebensfrohe Kindgott Indra vor über 3000 Jahren ein „Schmunzelmonster“. Ein Spielgefährte des Indra ist der zipfelmützige Kindgott Mithra. Indra wird immer wieder als Vögelchen bezeichnet und Vogelmenschen spielen in der antiken Komödie von Griechenland und Italien eine wesentliche Rolle. In der neapolitanischen Figur des Pulcinella (kleines Huhn) finden wir die Vogelmaske wieder. Von dieser Schnabelform stammt Kasperls große Nase. Die komische Figur des Pulcinella hat sich im Stegreiftheater in ganz Europa verbreitet. In England wird er zum Punch, in Frankreich zum Polichinelle, in Russland zu Petruschka und auch Mozarts Papageno steht in dieser Tradition. Das bunte Flickengewand des Kasperls stammt von Hellequin, einem gutmütigen Teufel aus der römischen Unterwelt. In der Commedia dell´arte wurde aus dieser aufmüpfigen und beliebten Figur Harlekin. Aus dem räudigen Fell des Teufels wurden die bunten Rhomben des typischen Kostüms. Hellequins Charakter findet sich auch im Kasperl wieder: er ist freundlich, hilfsbereit, lustig, triebhaft, faul und schlagfertig und setzt sich bedenkenlos über Autoritäten hinweg.
Quelle: Elis Veit in Wien Wiki