Alles Puppen...oder was?

Buchklub MAXI und Sparefroh

Wann genau ich geboren bin, kann ich nicht sagen, aber ich bin schon über 100 Jahre alt.

Viele Jahre lag ich in einer Lade der „Zauberklingl“, einem Geschäft im ersten Wiener Gemeindebezirk. Allerlei lustige Spiele, Masken und Zauberartikel konnte man dort kaufen. Es war schon recht langweilig in der dunklen Lade. Da hörte ich wie so oft die Eingangstüre des Geschäfts klingeln.

Oh welche Freude! Ich hörte die Stimme eines jungen Mannes: „Haben sie eine Sprechpuppe?“ Mein Herz klopfte, denn ich war eine Sprechpuppe!

Endlich wurde ich aus der finsteren Lade geholt und vor mir standen ein junges Fräulein und ein junger Herr, ein Geschwisterpaar namens Rolanda und Tassilo. Als sie mich sahen, rief Rolanda: „Der ist aber hässlich, der hat ja eine Glatze und keine Kleider! Gehen wir wieder!“

Aber der junge Mann betrachtete mich genau und dachte an die Sprechpuppe, die er als Kind im Prater erlebt hatte. Er meinte: „Mama ist so geschickt, sie wird uns helfen.“ Von diesem Moment an liebte ich Onkel Tassilo und ich wurde gekauft.

Und wirklich nähte mir Mama Hermine einen Matrosenanzug, Rolanda schnitt ihren Zopf ab und ich bekam schöne blonde Haare und eine fesche Kappe.

Aber das Wichtigste war ja Onkel Tassilo. Er war Schauspieler und Bauchredner und gab mir seine Stimme. Bei allen Familienfesten und Einladungen waren wir dabei.

Nach den Kriegsjahren ging es endlich weiter.

Onkel Tassilo arbeitete im Buchklub der Jugend, wo gute Jugendbücher verkauft und in Schulen vorgestellt wurden.

Und jetzt kommt der Höhepunkt in meinem Leben: ich wurde zum BUCHKLUB MAXI.

Wir besuchten Schulen in ganz Österreich. Onkel Tassilo hatte für mich einen passenden Koffer gekauft und so ging es los mit Bahn und Bus.

Ich liebte die Kinder und sie liebten mich! Wir wurden mit großer Freude empfangen, Klassen und Turnsäle waren geschmückt.

Ich war auch im Fernsehen und dafür bekam ich funkelnagelneue Schuhe. Es war herrlich!

Nicht vergessen darf ich meinen guten Freund, den SPAREFROH – ein lustiger Geselle! Er lehrte den Kindern die Freude am Sparen und sie konnten sich dann Bücher kaufen.

Schön, dass ich nach langer Zeit hier im Bezirksmuseum wieder aus dem Koffer geholt wurde!

Ob mich noch jemand in seiner Jugendzeit kennengelernt hat? Vielleicht könnt ihr mir ein Brieflein schreiben….

Aus: „Der Buchklubmaxi erzählt“ von Rolanda Holik, Verlag für Jugend und Volk, Wien-München