Seitenstetten 2017

Arma virumque cano

Textdichter: Vergil

Arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Laviniaque venit
litora, multum ille et terris iactatus et alto
vi superum, saevae memorem Iunonis ob iram,multa quoque et bello passus, dum conderet urbem
inferretque deos Latio; genus unde Latinum
Albanique patres atque altae moenia Romae.
Musa, mihi causas memora, quo numine laesoquidve dolens regina deum tot volvere casus
insignem pietate virum, tot adire labores
impulerit. tantaene animis caelestibus irae?
Urbs antiqua fuit – Tyrii tenuere coloni –

Karthago, Italiam contra Tiberinaque longe
ostia, dives opum studiisque asperrima belli,
quam Iuno fertur terris magis omnibus unam
posthabita coluisse Samo. hic illius arma,

hic currus fuit; hoc regnum dea gentibus esse,
si qua fata sinant, iam tum tenditque fovetque.
progeniem sed enim Troiano a sanguine duci
audierat Tyrias olim quae verteret arces;

hinc populum late regem belloque superbum
venturum excidio Libyae; sic volvere Parcas.
id metuens veterisque memor Saturnia belli,
prima quod ad Troiam pro caris gesserat Argis –

necdum etiam causae irarum saevique dolores
exciderant animo; manet alta mente repostum
iudicium Paridis spretaeque iniuria formae
et genus invisum et rapti Ganymedis honores:

his accensa super iactatos aequore toto
Troas, reliquias Danaum atque immitis Achilli,
arcebat longe Latio, multosque per annos
errabant acti fatis maria omnia circum.

Waffen besing ich und ihn, der zuerst von Troias Gestaden
Durch das Geschick landflüchtig Italien und der Laviner
Küsten erreicht, den lange durch Meer‘ und Länder umhertrieb
Göttergewalt ob des dauernden Grolls der erbitterten Juno.Vieles erduldet‘ er auch im Krieg, bis die Stadt er gegründet
Und die Penaten gebracht nach Latium, dem die Latiner,
Albas Väter, entstammt und Roms hochragende Mauern.
Sag, o Muse, mir an, weshalb, verletzt in der GottheitOder im Herzen gekränkt, der Unsterblichen Fürstin den frömmsten
Mann so viel Drangsale bestehn und Mühen erdulden
Ließ. Ist wirklich der Zorn so groß in den himmlischen Seelen?
Fern gegenüber Italiens Strand und der Mündung des Tyris

Lag vor alters die Stadt Karthago – tyrische Pflanzer
Wohnten daselbst – an Besitztum reich und geübt in des Krieges
Rauhem Geschäft. Sie erkor, so sagt man, Juno vor allen
Ländern, vor Samos selbst, sich zum Sitz. Hier hatte die Waffen,

Hier sie den Wagen; die Herrschaft der Welt, wenn das Schicksal es wollte,
Hier zu begründen, war damals schon ihr Dichten und Trachten.
Aber sie hatte gehört, dass ein Stamm aus troischem Blute
Sprosse, bestimmt, dereinst zu zerstören die tyrische Feste.

Von ihm werd ein Geschlecht, weit herrschend und stolz in den Waffen,
Kommen, dem Libyerland zum Verderb –: so spännen die Parzen.
Dieses befürchtend und stets sich erinnernd des früheren Krieges,
Den sie zuerst bei Troia geführt für das teuere Argos –

Denn noch waren die Gründe des Zorns und die grimmigen Schmerzen
Nimmer entfallen dem Geist; sie bewahrt im tiefen Gemüte
Paris‘ kränkenden Spruch und der Schönheit schnöde Verachtung,
All das verhasste Geschlecht, Ganymedes‘ Raub und Erhebung –

Darum entbrannt, jagt jetzt Saturnia über die Tiefen,
Was von Troern den Griechen entging und dem grimmen Achilleus,
Wehrte sie weit von Latium ab, dass, verfolgt vom Geschicke,
Jahr auf Jahr ringsum durch alle die Meere sie irrten.

Übersetzung nach W. Hertzberg bearbeitet von E. Gottwein