Klingendes Holz aus alten Zeiten
 
Anmühtig und wol zu hören

Blockflöten

Funktionsweise einer Kernspaltflöte
Funktionsweise einer Kernspaltflöte.

Die Blockflöte ist eine Kernspaltflöte, d.h. der Spieler bläst in einen Spalt (Kernspalt oder Windkanal) am oberen Ende des Instruments hinein und muss sich, im Gegensatz etwa zu einem Querflötisten, kaum Gedanken darüber machen, wie die Luft auf die Labialkante trifft – sie tut es (Instrument in Ordnung) oder sie tut es nicht (Instrument defekt). Dadurch ist es prinzipiell sehr einfach, der Blockflöte überhaupt Töne zu entlocken, was ihr den Ruf eingebracht hat, ein reines Kinder- und keinesfalls kein „ernsthaftes“ Instrument zu sein (eine Einschätzung, der entschieden entgegengetreten werden muss). Der Name „Blockflöte“ kommt daher, dass in das Kopfstück als Teil der Wand des Kernspalts ein Holzblock (meist aus Zedernholz) eingesetzt wird.

Blockflöte von ca. 1340, Fundort Schloss Dordrecht, Niederlande.
Blockflöte von ca. 1340, Fundort Schloss Dordrecht, Niederlande. Bildquelle: http://www.recorderhomepage.net/

Die ältesten überlieferten Blockflöten oder Blockflötenfragmente stammen aus dem 14. Jahrhundert, von geographisch recht weit voneinander entfernten Orten (Dordrecht in Holland, Göttingen in Norddeutschland, Esslingen in Süddeutschland, Tartu in Estland, Rhodos). Aus der gleichen Zeit stammen die ältesten Abbildungen, auf denen zweifelsfrei Blockflöten dargestellt sind.

Tartu-Flöte
Blockflöte aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, Tartu, Estland. Bildquelle: http://www.recorderhomepage.net/

Die Bauart der frühen Blockflöten unterscheidet sich von derjenigen der heute meist gebräuchlichen Instrumente v.a. durch die Form der Bohrung: Während diese bei Instrumenten ab dem Barock stark umgekehrt konisch ist (von oben nach unten immer enger werdend), war sie im Mittelalter zylindrisch oder allenfalls sehr leicht umgekehrt konisch und relativ weit. Das führte zu einem Oberton-ärmeren, sanfteren und weniger durchdringenden Klang als dem modernerer Instrumente, allerdings auch zu einem geringeren Tonumfang – die Flöten kommen nicht so hoch hinauf.

Eine typische Entwicklung der Renaissance, wie auch bei anderen Instrumenten, war die Entstehung des „Stimmwerks“, d.h. ganzen Familien von Blockflöten, vom wenige Zentimeter langen „Garklein-Flötlein“ bis zum 2 Meter langen Subbass (ja gelegentlich sogar noch größeren Exemplaren).

Ein auffallendes Merkmal vieler Renaissance-Blockflöten ist die doppelte Ausführung des untersten Griffloches: Dieses wurde seitlich versetzt gebohrt, um für den kleinen Finger besser erreichbar zu sein. Da es aber zu der Zeit noch keine Regel gab, welche Hand nach oben und welche nach unten gehört, sondern dies dem Spieler überlassen war, bohrte man ein Loch für den linken und eines für den rechten kleinen Finger; der Spieler musste das von ihm nicht benötigte Loch mit Wachs verschließen. Bei großen Flöten wurde die Klappenbetätigung entsprechend so ausgeführt, dass die Klappe von beiden Seiten erreichbar war.

Wie ein pfeiffe erstlich ynn die hende wird genomen.
Nim die pfeiffe zum aller ersten mal
Ynn beyde hend / vnd solt haben die wal.
Welche hand du wilt / solt oben halden
Die ander sol allzeit unten walden.
Vnd stell yglichen finger an sein ort
Auffs loch / wie sichs ynn der ordnung gehort.

(Martin Agricola: Musica Instrumentalis Deudsch, 1529)

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